Der Bürgermeister ist stolz auf das, was er geleistet hat. Seit 24 Jahren regiert er Meßstetten, und wenn man wolle, sagt er, würde er einem sofort die Feuerwehr, die Schule und das Rathaus zeigen. Zum Beispiel sein Sitzungszimmer, in dem die Gemeinderäte auf Sesseln von Interstuhl sitzen. Stückpreis normalerweise 2000 Euro, aber günstig gekriegt, weil der Weltmarktführer in Sachen Sitzmobiliar in Tieringen residiert, einem Teilort von Meßstetten. Interstuhl bestückt auch James-Bond-Filme, erzählt der Verwaltungsvorsteher und streicht sachte über das schwarze Leder. Das Rathaus selbst ist von einem bekannten Architekten gebaut worden. Von Roland Ostertag aus Stuttgart.
Ja, die 10 000-Seelen-Gemeinde auf der Zollernalb ist wohlhabend, auch wenn man es ihr nicht ansieht. Mehr Straße als Stadt. Zwanzig, wenn nicht gar zweiundzwanzig Millionen Euro hat er auf der hohen Kante, verrät Lothar Mennig. Immer eisern gespart und nur dort reingesteckt, wo er es für sinnvoll erachtet hat. Das große Sparschwein in seinem Besprechungszimmer mag dafür ein Symbol sein. "Mein Handeln wird nicht vom Geld", erläutert der 59-Jährige, "sondern von der Sinnhaftigkeit des Ausgebens bestimmt." Schließlich sei er elf Jahre Kämmerer gewesen.
Das Waldhorn erscheint ihm nicht sinnvoll. Soll er daraus ein Jugendzentrum machen, wie ihm empfohlen wird? Von denen, die am vergangenen Samstag vor seinem Rathaus mit roten Fahnen demonstriert haben. SPD, Linke, GEW, IG Metall, Antifa. Meßstetten dürfe kein "braunes Herz Baden-Württembergs" werden, haben sie gerufen. Es waren so viele wie nie zuvor. Aber die meisten von auswärts, hat sich Mennig sagen lassen. Er selbst hat einen Auswärtstermin gehabt. Vielleicht zehn Prozent der knapp 300 Protestler seien Einheimische gewesen, meint der Vorsitzende der Freien Wähler, alle nur zum Gucken. Auf der Zollernalb werde nicht rechtsextremistisch gewählt.
Der rechte Hardliner Christian Käs hat auch in Meßstetten kandidiert
Ist halt schon lange her, dass der Landeschef der "Republikaner", Christian Käs, in Meßstetten zur Bürgermeisterwahl angetreten ist. Das war 1991. Der Stuttgarter Anwalt, bei den Reps ein Hardliner, hat damals 25 Prozent erreicht, sein Konkurrent Mennig 75. Aber noch heute berichten die jungen Leute von der linken "Alboffensive" über die "faschistischen Bauwagen", in denen sich Jugendliche auf der Alb mangels anderer Begegnungsstätten treffen. Der Bürgermeister sagt, ein Jugendzentrum im Waldhorn tauge nichts, weil es zu weit weg sei vom Lidl. Vier Kilometer.
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someonesdaughter
am 25.08.2015