Zehn Jahre ist her, dass sich ein mutiges Vierergespann, ein renitentes Viererbündnis, eine protestierende Viererbande zum ersten Mal vor dem Bahnhof gegen Stuttgart 21 versammelt hat (Kontext berichtete). Helga Stöhr-Strauch, Barbara Drescher, Ulrich Stübler und ein Unbekannter – ihr seid die Vier für Stuttgart, die Vier von der Baustelle, ihr seid die Phantastischen Vier! Und Vier gewinnt. Wir werden gewinnen, und wir haben seit zehn Jahren den schönsten Begriff dafür – wir werden Oben bleiben!
Zehn Jahre "Oben bleiben". Ich bin bei der ungefähr 30. Montagsdemo eingestiegen, und in jeder meiner Reden habe ich den Glauben daran formuliert, dass wir oben bleiben werden. Und auch heute, nachdem wir zu einer der größten und längsten Protestbewegungen in Deutschland gewachsen und international bekannt, maßgeblicher Teil der Protest-Geschichte dieses Landes geworden sind, bin ich immer noch fest davon überzeugt, dass wir oben bleiben werden. Der sogenannte Baufortschritt beeindruckt mich genauso wenig wie die Durchhalteparolen der Projektbetreiber. Denn als ehemaliger Seemann kenne ich die Geschichte der angeblich unsinkbaren "Titanic". Oder die der angeblich unzerstörbaren "Bismarck". Oder die Geschichte der majestätischen "Wasa".
Die "Wasa" war eine schwedische Galeone, eines der größten und am stärksten bewaffneten Kriegsschiffe des 17. Jahrhunderts. Während des Baus ließ man die Stabilität des Schiffes testen – ein maritimer Stresstest sozusagen. 30 Mann der Besatzung rannten von einer Seite zur anderen. Das Schiff schwankte dabei so sehr, dass man den Versuch abbrach. Aber man baute es trotzdem. Bei ihrer Jungfernfahrt sank die "Wasa" nach nur 1000 Metern wegen schwerwiegender konstruktiver Instabilität. Heute kann man das Schiff in Stockholm im Museum besichtigen.
S 21 wird im Museum enden
Und genauso wird es dem angeblich unumkehrbaren Stuttgart 21 ergehen. Wie die "Wasa" wird Stuttgart 21 im Museum enden: in der Abteilung "fehlgeplante und gescheiterte deutsche Großprojekte" mit dem Zusatz "dümmstes Bau- und Immobilienprojekt der Moderne" und der langen Unterzeile "von Ignoranten geplant, Kriminellen durchgesetzt, von Idioten unkritisch begleitet, gegen den anhaltenden Widerstand der Bevölkerung gebaut und bei Inbetriebnahme mit Ansage gescheitert".
2 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 12.11.2019Der Einsatz der Bürgerinnen/Bewohnerinnen und Bürgern/Bewohnern von unseren STAATSDIENERN _ihre_ Pflicht einzufordern die Menschenrechte zu achten!
Gehör lässt sich auf vielfältige Weise erreichen, so plausibel vorgetragen…