Dabei weiß Vahrenholt wohl nur zu gut, wie Lobbying auch gegen die Energiewende geht: Neben Lars G. Josefsson, dem ehemaligen Vattenfall-Chef (der schwedische Energiekonzern betrieb bis vor kurzem Braunkohletagebaue in Ostdeutschland), und Roland Tichy, Rechtspopulist, Ex-Handelsblatt-Chefredakteur und Energiewendekritiker, sitzt er im Beirat der Berliner Consultum Communications GmbH. "Das gut vernetzte PR- und Beratungsunternehmen öffnet seinen Klienten durch sein weites Netzwerk aus Kontakten, Tür und Tor zu politischen Entscheidungsträgern", beschreibt das Onlinelexikon Lobbypedia die "Public-Affair"-Agentur.
Um ihre energiepolitischen Ziele durchzusetzen, agiert die Deutsche Wildtier Stiftung ganz nach Lobby-Lehrbuch. Sie sucht auf Veranstaltungen die Nähe zu Politik und Amtsträgern und nutzt dafür Vahrenholts Kontakte insbesondere in die SPD. So hielt beim jüngsten "Parlamentarischen Abend" der DWS im April Bundesumweltministerin Svenja Schulze eine "Key-Note-Speech" zu Biodiversität. Vahrenholt wetterte gegen die Förderung von Biogas.
Die DWS ist beliebt bei der Politik
DWS-Events bieten auch Klimawandelleugnern eine Bühne. Im November 2016 unterbreitete Patrick Moore, der sich als Mitgründer von Greenpeace International sieht, seine Thesen gegen Klimawandel und Windkraft den Besuchern des Parlamentarischen Abends. <link https: wattsupwiththat.com greenpeace-founder-delivers-powerful-annual-lecture-praises-carbon-dioxide-full-text external-link-new-window>Einen ähnlichen Vortrag hatte er im Jahr zuvor bei der GWPF gehalten. Für Greenpeace Schweiz ist Moore ein "bezahlter Botschafter der Atom-, Papier- und Gentechnik-Industrie, der weder unabhängig noch objektiv berichtet". Auf Anfrage erklärt die DWS, dass man mit Moore auch Kontroverses zur Diskussion habe stellen wollen.
Ganz klassisch finanziert die Stiftung auch "Studien", die Gefahren durch Windräder belegen sollen. Sie unterstützt Windkraftgegner mit Infomaterial, bestreitet aber, dass auch Gelder an lokale Initiativen fließen. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Mit der in Hessen angesiedelten "Naturschutzinitiative" unterstützt die DWS derzeit mindestens zwei Bürgerinitiativen bei Klagen gegen Windparks: "Pro Limpurger Berge" aus Michelbach bei Schwäbisch Hall und "Windkraftfreier Odenwald" aus dem südhessischen Odenwaldkreis.
Trotz manch fragwürdiger Aktivität genießt die Deutsche Wildtier Stiftung hohes Ansehen in Politik, Gesellschaft und Medien. Am 15. Mai 2017 veranstaltete die Hansestadt Hamburg zum 25-jährigen Stiftungsjubiläum einen feierlichen Empfang für Spender, Unterstützer und Mitarbeiter. "Ich bin froh, dass es diese Stiftung gibt, und dass sie hier in Hamburg zu Hause ist", lobte der damalige Erste Bürgermeister und heutige Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD).
Wohlwollend steht die Hansestadt auch zum bislang größten Stiftungsprojekt: Im Jahr 2021 will die DWS in Deutschlands höchstem Holzhochhaus "Wildspitze" ein Info- und Bildungszentrum eröffnen. Gefördert wird das nachhaltige Bauprojekt in der Hamburger Hafencity mit rund einer halben Million Euro aus Steuermitteln. Es braucht wenig Fantasie, dass den 100 000 Besuchern, die jährlich erwartet werden, die gigantischen Natur- und Klimaschäden durch Braunkohleverstromung verschwiegen werden. Und sie umso mehr zur Gefährlichkeit von Windmühlen erfahren.
13 Kommentare verfügbar
Uwe Bardo
am 09.02.2019Hier hat wohl jemand ein bisschen viel Krimi geschaut. Vahrenholt hat einfach erkannt, was die Windkraftkonzerne unter Duldung von Politik und gekauften NGO´s in D anrichten. Enoch zu Guttenberg (BUND) hat seinerzeit…