Ludwig Zimmermann, Jahrgang 1938, katholisch, Lehrer, Gemeinderat, jahrzehntelang Mitglied der CDU, ist ein Bewahrer der christlichen Werte, die ihn prägten und um die es in schmerzhaften, in oft sehr persönlichen Konfrontationen und extrem detailreichen Auseinandersetzungen geht. Er ist kein Historiker, der mit wissenschaftlicher Distanz schreibt, sondern mit der ganz eigenen Note empirischer Akribie und aus persönlicher Leidenschaft. In diesem Wort steckt das, was in einem wissenschaftlichen Ansatz verpönt wäre: Leiden – an den Verletzungen seiner Werte, an dem, was der Faschismus anrichtete. Nicht abstrakt, weit weg, sondern in Oberschwaben, das seine Heimat war und, wenngleich aufs Schrecklichste missbraucht, immer sein wird.
Das Dorf, das Land zuvorderst. Die Wurzeln gehen zurück in die frühe Kindheit, in die Dorfwirtschaft im schwäbischen Baustetten, die die Mutter nach dem frühen Tod des Vaters führte. Als in der Pogromnacht ein SA-Trupp in der Wirtschaft auftauchte, warf die katholisch überzeugte Mutter sie raus, denn sie hatten den Brandgeruch der Synagoge im nahen Laupheim an sich. Die gottergeben fromme Großmutter weigerte sich, das "Ehrenkreuz der Deutschen Mutter" anzuheften. Diese aufrechte Gesinnung wurde am Biertisch verklärt, "bei uns im katholisch geprägten Oberschwaben sei es nicht ganz so schlimm gewesen mit dem Nationalsozialismus und Schlimmeres verhindert worden", erinnert sich Zimmermann.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!