Manche Projekte beginnen mit großen Plänen und enden kümmerlich, andere starten klein und werden unerwartet größer. Die Buchreihe "Täter, Helfer, Trittbrettfahrer" (THT) über NS-Belastete im heutigen Baden-Württemberg gehört zu letzteren. Als der Sozialwissenschaftler und Lehrer Wolfgang Proske aus Gerstetten bei Heidenheim vor rund zehn Jahren begann, zusammen mit sieben weiteren AutorInnen den ersten Band zusammenzustellen, da ging es nur darum, Personen aus Proskes Heimatregion, der Ostalb, unter die Lupe zu nehmen. Doch dann wurde der 2010 erschienene Band zum Anfangspunkt einer umfangreichen Buchreihe, die in diesem Jahr mit Band zehn – "NS-Belastete aus der Region Stuttgart" – zum Ende gekommen ist.
127 Autorinnen und Autoren verfassten über die Jahre insgesamt 209 biografische Artikel, weitgehend ehrenamtlich – durch die Unterstützung von Sponsoren war lediglich eine symbolische Aufwandsentschädigung möglich. Die meisten, aber nicht alle, sind HistorikerInnen, von diesen wiederum nur wenige im universitären Bereich tätig. Was nichts daran ändert, dass die Texte, obwohl oft populärer geschrieben, durchweg faktenbasiert und quellenorientiert sind, alle Aussagen müssen belegbar sein. Am kommenden Donnerstag, den 26. September, wird nun der Abschlussband im Stadtarchiv Stuttgart vorgestellt.
Auch wenn an Studien zum Nationalsozialismus kein Mangel herrscht, ein vergleichbares Projekt zur Täterforschung in dieser Breite gibt es in Deutschland bislang nicht. Zwar gibt es einige Veröffentlichungen mit ähnlichem Ansatz – etwa den 2009 erschienenen Band "Stuttgarter NS-Täter", herausgegeben von Hermann G. Abmayr, oder "Die Führer der Provinz", 1997 erstmals erschienen und herausgeben von Michael Kissener und Joachim Scholtyseck. Aber "Täter, Helfer, Trittbrettfahrer" geht nicht nur in der bloßen Menge, sondern auch in Bezug auf den untersuchten Personenkreis weiter.
Nicht nur die "Toptäter" im Visier
Unter die Lupe genommen werden nicht nur Spitzenfunktionäre, nicht nur die "Toptäter", so Proske, sondern auch die, "deren persönliche Schuld zunächst als Marginalie erscheinen mag". Doch gerade die "Helfershelfer und Trittbrettfahrer aus der zweiten und dritten Reihe" hätten einen erheblichen Anteil an der Akzeptanz des NS-Regimes gehabt. Ohne sie, ist Proske überzeugt, kann "der Nationalsozialismus heute in seiner ganzen Breite nicht angemessen verstanden werden". Immer wieder kamen dabei auch Pionierstudien heraus.
1 Kommentar verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 30.09.2019hier darf die Vorstellung niedergeschrieben sein, die Aufarbeitung des Nationalsozialismus (NAZI-Zeit) würde mit der bedingungslosen Kapitulation durch die Unterzeichnung von Generaloberst Jodl am 7. Mai 1945 begonnen sein.
Tatsächlich erfolgte die Flucht der…