Die Folgen der je nach Sichtweise skandalösen, sterbenspeinlichen oder legendären Mitgliederversammlung vom 14. Juli aufzuarbeiten, scheint für etliche Beteiligte ein schwieriges Unterfangen. Denn trotz vollmundiger Ankündigungen, man habe verstanden, man wolle die Mitglieder wieder mehr miteinbeziehen, Transparenz hier und Transparenz da – schon die derzeit laufende Kandidatenkür für die Position des Vereinspräsidenten und eines weiteren Präsidiumsmitglieds verläuft in etwa so transparent wie ein päpstliches Konklave.
Ein Gremium namens Vereinsbeirat ist angeblich alleinverantwortlich zuständig für die Auswahl zweier geeigneter Kandidaten auf die VfB-Präsidentschaft. Gewillte Frauen und Männer konnten sich bis zum 15. September bei diesem Gremium als Präsidentin oder Präsident bewerben. Und aus allen eingegangenen Bewerbungen, so sie die formalen Voraussetzungen erfüllen, kann der Vereinsbeirat maximal zwei Personen als Kandidaten nominieren, von denen einer oder eine dann auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 15. Dezember von den anwesenden Mitgliedern zum Präsidenten oder zur Präsidentin gewählt wird.
Die aktuell acht Mitglieder des Vereinsbeirates werden in den kommenden Wochen alle BewerberInnen zur persönlichen Vorstellung einladen, um sich ein angemessenes Bild zu machen.
Nur das Allerbeste für den VfB
Selbstverständlich agieren die Damen und Herren Vereinsbeiräte dabei völlig unabhängig. Kein Aufsichtsrat Porth oder Jenner, kein Interimspräsident Gaiser und kein Freundeskreis-Mitglied nimmt auch nur ansatzweise Einfluss auf die acht Vereinsbeiräte. Denen ist es selbstverständlich auch total egal, welcher Bewerber Weltmeister und Ehrenspielführer ist und welcher Bürgermeister, Buchhändler oder Unternehmer. Die wollen nur das Allerbeste für den VfB Stuttgart, und deshalb lassen sie sich von niemandem zu irgendetwas drängen. Wobei „das Allerbeste für den VfB Stuttgart“ ja ein gar zu weites Feld ist. Denn für den einen mag das Allerbeste ein kompletter Neuanfang inklusive sorgfältigem Durchkehren auch in den hintersten Ecken sein – für den anderen aber das genaue Gegenteil, nämlich explizit das möglichst unbeschadete Weiterbestehen der vorhandenen Seilschaften und Klüngel. Wer wollte es da einem solchen Vereinsbeirat verübeln, seine Entscheidung ausführlich mit den hohen Herren aus dem Aufsichtsrat zu erörtern. Schließlich garantieren die Posten dort regelmäßig ausgiebige Fütterungen fütterungsbedürftiger Egos. Die Positionen im Vorstand sind darüber hinaus auch sehr ordentlich vergütet, und selbst im ehrenamtlich agierenden Vereinsbeirat ist man ja immer gut vernetzt und ganz nah dran am Geschehen und obendrein immer umsonst in der Loge.
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Uli T.
am 25.09.2019