Der VfB Stuttgart liegt in Schutt und Asche. Er befindet sich damit genau in dem Zustand, der angeblich eingetreten wäre, wenn die Mitglieder am 1. Juni 2017 nicht "Ja zum Erfolg", sondern Nein zur Ausgliederung des Profifußballs gesagt hätten. Ohne das viele Geld von Ankerinvestor Daimler, so die Verantwortlichen damals sinngemäß, hätte man den Laden gleich zusperren können. Ausgliederung also alternativlos, wer dagegen ist, der ist gegen den Erfolg und damit mitverantwortlich für den Niedergang.
Dass eine Kampagne wie das "Ja zum Erfolg" stilistisch keine Höchstnoten verdient – geschenkt. Dass sie aber einer Überrumpelung, wenn nicht gleich einer Erpressung der stimmberechtigten Vereinsmitglieder gleichkommt, darüber muss man nicht lange diskutieren. Sportlichen Erfolg als logische Konsequenz unternehmerischen Handelns darzustellen, ist unseriös und populistisch. Leichtfertig wäre allerdings auch die Behauptung, es läge allein an der Rechtsform, dass sich der VfB heute als teurer Trümmerhaufen präsentiert. Es ist ja auch nicht zu viel Geld reingekommen, um im Profifußball halbwegs erfolgreich zu sein.
Deshalb müssen wir noch ein wenig weiter zurück in der Zeit, um die wahren Gründe für den Niedergang des Vereins zu finden, der, Stand heute, noch immer Fünftplatzierter der ewigen Bundesligatabelle ist. Genauer gesagt: Wir müssen zurück zum 9. Oktober 2016, dem Tag, an dem ein Autokrat namens Wolfgang Dietrich zum Präsidenten des VfB Stuttgart gewählt wurde.
Ob S 21 oder VfB – Dietrich bleibt Dietrich
In Stuttgart, aber auch in der bundesweiten Öffentlichkeit, war Dietrich vielen als Sprecher des Bahnprojektes Stuttgart 21 bekannt, das als umstritten zu bezeichnen ein Euphemismus wäre. Seine Sprecherfunktion füllte Dietrich aggressiv und polarisierend aus, er war das umstrittene Gesicht eines umstrittenen Projekts. Auch im Sportrechtehandel war der heute 70-Jährige aktiv, hatte mit seinem Firmengeflecht Darlehen an zahlreiche deutsche Fußballvereine gegeben, sogar an Konkurrenten des VfB Stuttgart. Seine Ämter in diesen Firmen ließ Dietrich jedoch ruhen und übertrug die Verantwortung formal auf seinen Sohn.
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Jörg Krauß
am 19.02.2019