Geringachtung hat viele Facetten. Winfried Kretschmann wollte unbedingt bei der Präsentation des baden-württembergischen Klimaschutzgesetzes, des "neuen dynamischen Instruments", vor Medienvertreter:innen dabei sein. Er findet aber keinen Weg, seiner Umweltministerin zu danken für ihre Arbeit, für Zähigkeit und Kompromissbereitschaft.
Dabei hätte Thekla Walker, die frühere grüne Landesvorsitzende, jede Unterstützung verdient. Denn mit an ihr hängt, dass große Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag keine Worthülsen bleiben, dass Kretschmann selber, wenn er irgendwann aufs Altenteil wechselt, einigermaßen zufrieden sein kann mit seiner Bilanz angesichts der "Menschheitsaufgabe", wie er den Kampf gegen die Erderwärmung nennt. Walker ihrerseits macht gute Miene zum vergeigten Spiel. Selbst Alt-Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) hätte in solch einer Situation ein Wort des Dankes und der Anerkennung gefunden. Aber darauf dürfe sie nicht hoffen, heißt es im Umweltministerium, und deshalb sei die Chefin von solchen Gesten "schon lange nicht mehr abhängig".
Selbst im Staatsministerium sitzen Bremser
Bei ihrem Amtsantritt 2021 war viel über die zu großen Fußstapfen ihres Vorgängers Franz Untersteller spekuliert worden. Die Realität allerdings hat gezeigt, dass diese Ministerin, anders als so manch anderer im Kabinett, konsequent die Klima-Agenda abarbeitet. Nachzulesen ist die im Sondierungspapier von Grünen und CDU aus dem Frühjahr 2021. Unterschrieben haben die Schwarzen sehr vieles, umgesetzt ist viel weniger. Selbst im Staatsministerium sitzen Bremser, weil Kretschmann und Amtschef Florian Stegmann schon immer der Koalitionsfriede wichtiger war als klare Kante.
Dabei sorgt Walker für den – im Rahmen grün-schwarzer Möglichkeiten – guten Ruf ihrer Partei, und das deutlich über den Tellerrand hinaus. Eben erst traf sie sich in Berlin mit ihren grünen Länder-Energieminister-Kolleg:innen, danach ging es zu Susanne Hyldelund, der Botschafterin des Königreichs Dänemark in Deutschland. Im Herbst fährt die Grüne mit einer Delegation nach Kopenhagen "um zu lernen", in Fragen der Wärmeplanung etwa, aber auch, um für Baden-Württemberg zu werben. "Wir müssen uns nicht verstecken", sagt Walker flott und dass ihr Optimismus unerschöpflich sei.
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Thomas Albrecht
am 17.02.2023