Nach einem halben Jahr vergeblicher Bemühungen warf der Verein das Handtuch. Sie sind keine Anfänger, die von organisatorischen Dingen keine Ahnung haben. So hat Sascha Bauer mit zwei Kollegen 2012 eine 400-seitige Untersuchung erarbeitet, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Kreativquartiere wie die Wagenhalle in Stuttgart oder die NDSM Werft, laut Presseberichten das "coolste Viertel von Amsterdam", gelingen. In Hannover ist die Expertise der Stadtlücken gefragt. Die Paulinenbrücke heißt dort Raschplatzbrücke, dort fand 2021 das Festival Theaterformen statt. Stadtlücken-Mitbegründerin Hanna Noller war beteiligt, auch Carolin Lahode ist inzwischen in Hannover.
Aber in Stuttgart, unter der Paulinenbrücke sind die Stadtlücken gescheitert. An einer Stadtverwaltung, die nicht daran arbeitet, solche Vorhaben zu ermöglichen, sondern nach Gründen sucht, sie zu verhindern. In der Architekturgalerie am Weißenhof haben die Stadtlücken dann eine Ausstellung gemacht – die noch immer online angesehen werden kann – in der sie zeigen, wie es funktionieren könnte: nämlich dann, wenn es ein "Amt für öffentlichen Raum" gäbe.
Anderswo gibt es so etwas. In Kiel etwa eine städtische Beauftragte, die Anliegen aus der Bürgerschaft aufnimmt und dann die Ämter in die Pflicht nimmt, diese zu unterstützen: weil die Bürger unmöglich alle Verwaltungsvorschriften kennen können. Dafür hat die Stadt Kiel im Bundeswettbewerb Kooperative Stadt einen Preis erhalten. In Stuttgart war die Verwaltung nicht einmal in der Lage, den fertig vorbereiteten Antrag der Stadtlücken termingerecht einzureichen.
Stadtgestaltung von unten ist unerwünscht
Schlechte Erfahrungen mit den städtischen Ämtern hat auch der Verein Adapter gemacht. Kontext hat mehrfach, zuerst 2018 über die Initiative junger Architekt:innen berichtet, die sich darum bemühen, leer stehende Gewerbeimmobilien temporär in Wohnraum umzuwandeln. Damals waren sie bereits auf ein leer stehendes städtisches Gebäude in der Kriegsbergstraße, in Sichtweite des Hauptbahnhofs gestoßen. Aus Brandschutzgründen, wurde ihnen gesagt, sei das Haus nicht nutzbar, nicht einmal die Erdgeschossräume.
Als nun im Herbst 2021 der Mietvertrag von Adapter im Stuttgarter Osten auslief, fragte er beim Liegenschaftsamt noch einmal nach. Diesmal zeigte sich der Mitarbeiter, mit dem sie zu tun hatten, aufgeschlossen. Sie hatten die Idee, im Erdgeschoss des Gebäudes, zunächst für ein Jahr, einen "Raum für Stadtmacher:innen" einzurichten, den sie mit anderen Initiativen teilen wollten, auch um sich mit ihnen auszutauschen. "Stuttgart ist lebendig", heißt es in ihrem Antrag. Mit ihren guten Ideen seien die vielen Stadtmacher:innen "diejenigen, die den Stadtraum neu denken, beleben und Andere zur Mitgestaltung motivieren".
1 Kommentar verfügbar
Maclausch
am 19.01.2023Die Bürokratie sieht sich nicht als Dienstleister am Bürger sondern den Bürger als lästigen Bittsteller.
Und auch wenn allen klar ist, dass alle von einer Veränderung profitieren können heißt das noch lange nicht dass die Bürokraten…