Zeichen der Anerkennung sind systemrelevant. Insbesondere dann, wenn sie eine Menge Geld sparen und günstiger zu Buche schlagen als, sagen wir, ein Corona-Bonus. So zeigte sich bereits im Sommer vergangenen Jahres, dass die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Aussicht gestellte Prämie für Pflegekräfte – bis zu 1.500 Euro waren pro Nase im Gespräch – gar nicht für alle Pflegekräfte gedacht war. Doch damit die vom Staat allein gelassenen, allseits beklatschten Heldinnen und Helden der Krise nicht vollends leer ausgehen, halfen Arbeitgeber teils mit Geschenken nach, die ihre EmpfängerInnen mitunter ratlos zurückließen. "Ich weiß gerade nicht, ob ich lachen oder weinen soll", klagt auf Twitter eine Pflegekraft, die sich kurz vor Weihnachten über eine Lebkuchenherz-Prämie freuen durfte. Mit einer krakeligen Aufschrift aus Zuckerguss: "Gesundheit ist der größte Reichtum."
Allein: Die Reichen bleiben länger gesund. Das fanden bereits verschiedene Studien heraus, und auch Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung konstatieren einen klar erkennbaren Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenserwartung: "Am meisten Zeit bis zum Tod bleibt dem reichsten Zehntel, am wenigsten dem ärmsten" – wobei die Differenz bei den 1947 bis 1949 Geborenen sieben Jahre betrage und die Kluft der Tendenz nach immer größer werde. Auch wenn die Untersuchung nicht nach den Ursachen forschte, liegt der Verdacht nicht fern, dass ein immer längeres Leben auch mit den teils spektakulären Fortschritten im Gesundheitswesen einhergeht.
Dennoch fällt der Dank gegenüber denen, die's ermöglichen, bescheiden aus. Abgesehen von kostenlosen Applausorgien, die noch weniger satt machen als Lebkuchenherzen, präsentieren Altenpfleger und Krankenschwestern auf Facebook, Instagram und Co., womit sie für ihre erhöhten Anstrengungen in einer globalen Pandemie entlohnt wurden. Etwa mit ein paar Packungen Kamillentee oder Schokolade von Merci oder – und das ist schon außerordentlich großzügig – mit einem Einkaufsgutschein im Wert von 50 Euro.
Milliardäre besorgt: Wohin mit all dem Geld?
Gemessen an der gesamtgesellschaftlichen Relevanz ist wohl kaum eine Aufgabe verdienstvoller als das Retten von Leben. Doch wer gut verdienen will, sieht sich lieber woanders um. So verdient die Krankenschwester im öffentlichen Dienst ein Einstiegsgehalt zwischen 2.000 und 2.400 Euro brutto, nach 13 Berufsjahren sind bis zu 3.200 Euro drin. In der privaten Wirtschaft fällt die Entlohnung meist noch bescheidener aus.
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Olaf Brähmer
am 21.01.2021