Cornelia Dürkhäuser konnte diese Nachricht kaum fassen. Eigentlich verbringt sie mindestens eine 39-Stunden-Arbeitswoche auf der Intensivstation eines Krankenhauses bei Dresden. Am 15. April aber wurde die Anästhesie-Ärztin in Kurzarbeit geschickt: auf 20-Stunden-Basis. "Mitgeteilt wurde uns das zirka eine Woche vorher. Ich war ziemlich fassungslos, wütend auch", sagt sie. "Wie kann es sein, dass im Zuge des Corona-Managements Kapazitäten leerstehen, Behandlungen nicht durchgeführt werden, Personal wegen Arbeitsmangels in Kurzarbeit geschickt wird, weil es – man verzeihe mir den Ausdruck – nicht genügend schwer kranke Corona-Patienten gibt?" So erfreulich es sei, dass deutlich weniger Menschen schwer erkrankten als angenommen, Dürkhäuser findet es wichtig, die Kapazitäten schnell wieder für andere Behandlungen freizugeben.
Statt Kurzarbeit: Auf ins Covid-19-Training!
"Aus unseren Mitgliederumfragen wissen wir, dass im Krankenhaus angestellte Ärztinnen und Ärzte pro Jahr etwa 65 Millionen Überstunden leisten. Ein Ausgleich in Freizeit in Absprache mit den Kollegen ist bei geringerem Arbeitsaufkommen sicher sinnvoller als die Beantragung von Kurzarbeit", erklärt der Bundesverband des Marburger Bundes, die Standesorganisation für Ärzte, in einer Stellungnahme. Und weiter: "Überall dort, wo das Patientenaufkommen derzeit geringer ist, kommt es darauf an, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schulen und für die Behandlung von Covid-19-Patienten zu trainieren." Auch die Bundesregierung hat in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag erklärt, Kurzarbeit sei "zur Sicherung der Liquidität des Krankenhauses nicht erforderlich". So erhalten Krankenhäuser über den Krankenhaus-Rettungsschirm 560 Euro pro nicht belegtem Bett und Tag als Pauschale, der Rettungsschirm enthalte außerdem Ausgleichszahlungen für Personalkosten.
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