Mitte März 2020. Kaum ist die Sonne hinter ein paar Wolken verschwunden, wird es kalt. Roya zieht sich ihre Decke enger um die Schultern. Darunter trägt die 20-jährige Iranerin nur eine dünne Jacke. "Man kann hier nirgends eine warme Jacke kaufen", erklärt sie, beinahe entschuldigend, und deutet die Straße hinauf. Mit "hier" ist Karaağaç gemeint, ein kleiner Stadtteil des türkischen Grenzorts Edirne.
Karaağaç, zwischen dem Fluss Evros und der griechischen Grenze eingekeilt, ist die einzige Ortschaft, in der sich die Menschen auf der Flucht aufhalten dürfen. Zumindest manchmal dürfen diejenigen, die versucht haben, über die Grenze in die Europäische Union zu gelangen, hier sein. Manchmal, das heißt ein oder zweimal die Woche. Die Regeln sind streng hier, ändern sich aber häufig, begründet werden sie nicht. Offiziell nachfragen ist nicht möglich, wenn man keine Akkreditierung als Journalist hat. Und die bekommt man eigentlich nie, zumindest nicht als Freiberufler.
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