Einmal im Jahr laden die Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) zum Unternehmertag ein. Tagsüber ist Mitgliederversammlung, abends wird die eigene Bedeutung mit einem mehr oder weniger hochkarätigen Programm hervorgehoben. Statt findet das in diesem Jahr am 23. Juli im modernen UBW-Haus in der Stuttgarter Türlenstraße, mit großzügiger Empfangshalle und Veranstaltungsräumen, das schicke Foyer im ersten Stock mit Ausgang zur großen Terrasse ist eine ideale Location für Treffen wichtiger Leute.
Beim Unternehmertag war es voll. Über 400 Anmeldungen, sagt Ex-UBW-Präsident Rainer Dulger, der am Nachmittag sein Amt an seinen bisherigen Stellvertreter Thomas Bürkle abgegeben hatte. "So viele hatten wir lange nicht mehr." Geschätzt 80 Prozent Männer, dazu einige Unternehmerinnen sowie Ehefrauen und Referentinnen. Dass es so voll ist, dürfte an den Podiumsgästen liegen: Wolfgang Ischinger, Günther Oettinger (CDU), Cem Özdemir (Grüne) und Manuel Hagel (CDU) – die letzteren beiden sind Spitzenkandidaten ihrer Partei für die Landtagswahl am 8. März 2026. Der Kommandeur der Bundeswehr Landeskommando Baden-Württemberg Kapitän zu See Michael Giss und der Chef des Landes-THW Dietmar Löffler haben vielleicht auch einige angezogen. Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sitzt auf dem Podium, Polizeipräsidentin Stefanie Hinz ebenfalls und Bonita Grupp von Trigema darf sich mit ihrem Parteifreund Hagel unterhalten. Cem Özdemir wird mit dem frisch gewählten UBW-Präsidenten Bürkle befragt, das Podium mit Hagel finden getrennt davon statt, da dieser sich bekanntlich weigert, mit seinem Konkurrenten Özdemir auf einer Bühne zu sitzen.
Sollte dahinter die Befürchtung stehen, er könne mit dem deutlich weltläufigeren und erfahreneren Özdemir nicht mithalten, ist die an diesem Abend unbegründet. Beide Politiker präsentieren sich wenig eindrucksvoll. Hagel redet was über Zölle (keine Landesangelegenheit), dass Überstunden komplett steuerfrei seien (keine Landesangelegenheit) und alle mehr und länger arbeiten sollten (keine Landesangelegenheit). Und dass er als Ministerpräsident deregulieren will. Gähn.
Die Unternehmer sollen mal über Krieg nachdenken
Anschließend kommt Gegenkandidat Özdemir. Auch der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister schweift erstmal auf die Weltlage und nach Europa ab, wirbt für ein europäische Batterie-Industrie. Nach einer Ermahnung sagt er, er wolle als Ministerpräsident KI und Maschinenbau stärken, die Lehrerausbildung verbessern und nicht deregulieren, sondern vielmehr die Bürokratie beschleunigen. Unwillkürlich taucht der Wunsch nach inspirierteren Kandidat:innen auf.
Landespolitik ist fast abgehakt, weiter geht's mit Europa. Ischinger und Oettinger plädieren für eine stärkere EU. Der einstige EU-Kommissar und heutige Berater Oettinger befindet, in Deutschland befasse man sich mit den falschen Themen (seine Beispiele: Richterwahl, BSW und AfD). Es müsse um Wettbewerbsfähigkeit gehen. Und um militärische Stärke. So. Zack.
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Bernd
vor 20 Stunden