Serena Pia Germano kommt aus San Giovanni Rotondo, ein apulisches Städtchen am Sporn des italienschien Stiefels. In ihrer Heimat hat sie Krankenpflege studiert, gearbeitet hat sie dort nie. Zwar würden an italienischen Krankenhäusern auch Pflegekräfte benötigt, erzählt die 26-Jährige. Aber der Staat gebe dafür zu wenig Geld, also fänden die vielen jungen studierten Pflegekräfte keine Jobs. "Wenn es eine öffentliche Ausschreibung zum Beispiel für 300 Stellen gibt, bewerben sich 1500 Leute."
Also machte sich Germano gleich nach ihrem Studium auf den Weg nach Australien. "Dort habe ich drei Jahre lang als Krankenpflegehelferin gearbeitet", erzählt sie. Doch auf Dauer, "war das zu weit weg". So informierte sie sich schon von Australien aus darüber, wie sie in Deutschland arbeiten könnte. "Ein Freund von mir hat das schon gemacht. Er arbeitet in Münster." Als sie in Italien dann eine Anzeige in der Zeitung sah, in der um Krankenpfleger nach Deutschland geworben wurde, meldete sie sich. Es klappte und seit einem knappen halben Jahr lebt Serena Pia Germano in Stuttgart und soll demnächst im Klinikum Christophsbad in Göppingen arbeiten.
"Wir freuen uns über die Verstärkung", betont Personalchef Roland Gutt, der gemeinsam mit Pflegedirektorin Birgit Gambert bereits drei Mal nach Neapel gereist ist, um dort Vorstellungsgespräche zu führen. Organisiert wird die Anwerbeprozedur vom Internationalen Bund (IB). "Wir werden von einer ganzen Reihe von Kliniken in Baden-Württemberg beauftragt und bezahlt", erklärt IB-Mitarbeiterin Nora Hillegart.
Erst deutsch büffeln, dann pflegen
2013 und 2014 konnten zehn junge Menschen gewonnen werden, den Weg nach Göppingen anzutreten. Acht sind immer noch da. Das sei eine hohe Quote, sagt Gutt stolz. "Es ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass die jungen Leute bei uns bleiben." Dass es in Göppingen eine größere italienische Gemeinde gibt, sei hilfreich. Zudem könne das Christophsbad hauseigene Unterkünfte stellen. Nun kommen also drei weitere Italienerinnen dazu.
Serena Pia Germano lernt seit Dezember in Stuttgart intensiv deutsch, lebt im Gästehaus des IB. Anfang April muss sie die Prüfung für das Level B1 ablegen. Dann geht´s ins Krankenhaus, wo sie zunächst als Pflegehilfskraft arbeiten wird und parallel weiter einen Deutschkurs besuchen bis zum Niveau B2, das ist Voraussetzung für die Anerkennung der italienischen Ausbildung. Anschließend würden sie und ihre zwei Kolleginnen als reguläre Krankenpflegerinnen beschäftigt und bezahlt, so Gutt.
Auf etwa 6000 Euro pro Person beliefen sich die Kosten für das gesamte Verfahren, sagt der Personalchef. "Wir finanzieren das alles vor. Wenn die neuen Kräfte dann hier arbeiten, zahlen sie die Hälfte davon in Raten von etwa 120 Euro pro Monat über zwei Jahre lang zurück."
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Ruby Tuesday
am 28.03.2019