"Ich habe während des Lockdowns durchgearbeitet, in zwei verschiedenen Kitas. Das war ziemlich anstrengend." Hülya Öczan ist Hauswirtschafterin bei der Stadt Stuttgart. In der Kita Hasenbergstraße ist die 43-Jährige zuständig für die Essensbestellung, -zubereitung und -verteilung sowie für die Sauberkeit. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen, eine davon in Teilzeit, sorgt sie dafür, dass das vom Krankenhaus gelieferte Essen kindgemäß aufgepimpt wird. "Sonst mögen die Kinder das manchmal nicht."
Das Putzen von Toiletten, Bädern, Treppenhäusern, das Wechseln der Kinder-Bettwäsche – alles müssen die Hauswirtschafterinnen jetzt deutlich öfter und intensiver erledigen als früher. "Zum Beispiel haben wir vor Corona die Räume zweimal in der Woche geputzt, jetzt täglich. Während des Lockdowns mussten wir die Putzmittel und so auch selbst einkaufen, weil die Belieferung nicht funktioniert hat. Insgesamt war die Belastung deutlich größer", erinnert sich Öczan.
Zudem warten daheim zwei Töchter, eine 16, eine acht Jahre alt. "Zum Glück konnte meine Große ihre kleine Schwester betreuen. Aber abends musste ich mich natürlich auch noch kümmern." Ihr Mann, selbstständig in der Logistikbranche, stand selbst unter Druck. Öczan: "Das war insgesamt alles ziemlich heftig."
Hülya Öczan ist stolz darauf, dass sie und ihre Kolleginnen – und dazu zählt sie auch die Erzieherinnen – es geschafft haben, die Kita am Laufen zu halten. "Wir sorgen dafür, dass die Eltern arbeiten gehen können. Also auch Eltern, die selbst bei der Stadt Stuttgart arbeiten. Ohne uns würde das alles nicht funktionieren. Dass die uns jetzt keine Lohnerhöhung zahlen wollen, ist eine Unverschämtheit." Öczan hat Lohngruppe drei und kommt auf etwa 1.600 Euro netto pro Monat. Sie möchte vor allem, dass die Arbeitszeit reduziert wird und fände es angemessen, "wenn wir 150 Euro mehr bekommen. Allein schon wegen der Pandemie". Schließlich würden sie mit dafür sorgen, dass die Kinder in diesen Krisenzeiten Geborgenheit erführen und sicher seien. "Wir Hauswirtschafterinnen werden oft nicht gesehen. Aber wir sind auch da und es nicht selbstverständlich, was wir leisten. Dafür möchten wir Anerkennung."
"Die Leute sind sehr, sehr sauer"
Bei den bisherigen Warnstreiks, die Verdi organisiert hat, waren ihre Hauswirtschaftskolleginnen und die Erzieherinnen in der Kita sich einig. "Seit der Pandemie ist die Solidarität zwischen den Pädagogen und der Hauswirtschaft viel stärker." Alle hätten gesehen, was die Kolleginnen leisten würden. "Man kann sagen, Corona hat dafür gesorgt, dass wir gut vorbereitet in die Tarifauseinandersetzung gegangen sind." Hülya Öczan lacht. "Das haben die Arbeitgeber bestimmt so nicht erwartet."
2 Kommentare verfügbar
Peter
am 21.10.2020Kämpfen kann man nur da wo viele Mitarbeiter organisiert sind.
Da wird auch gekämpft.
Die Gewerkschaft ist zuerst die Interessenvertretung ihrer Mitglieder.
Die Kampfbereitschaft ist in der Basis oft höher, als in der Leitungsebene.
Der Rückgang…