Es lässt sich nicht mehr bestreiten: Wir leben in verrückten Zeiten. Politisch, erst recht klimapolitisch. So war laut der amerikanischen Wetterbehörde NOAA das Jahr 2016 das wärmste seit mehr als 130 Jahren, seit Beginn der offiziellen Messaufzeichnungen anno 1880. Global gesehen lag die Temperatur um 0,94 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts. Vor allem in der Arktis gab es im Rekordjahr dramatische Entwicklungen. Das Eis schmolz im Sommer zwar nicht ganz auf die niedrigen Werte wie 2012, bildete sich danach im Herbst aber kaum neu. Teilweise war es im Nordpolargebiet mehr als zwanzig Grad wärmer als üblich.
Trotz dieser untrüglichen Zeichen wählten die Amerikaner im selben Jahr Donald Trump zum Präsidenten. Einen, der den menschengemachten Klimawandel als Erfindung der Chinesen abtut. Erst einmal im Amt, schaffte der Serien-Pleitier und Ex-TV-Moderator quasi die amerikanische Umweltbehörde EPA ab, indem er einen bekennenden Leugner des Klimawandels zu ihrem Chef ernannte. Vor wenigen Tagen trat er per Dekret das Klimaschutzgesetz Clean Power Act seines Vorgängers Barack Obama in die Tonne. Die alten fossilen Energieträger Kohle, Öl und Erdgas sollen Amerika wieder groß machen, versprechen Trump und die konservativen Republikaner. Ob die Rechnung langfristig ökonomisch aufgeht, bezweifeln zahlreiche Studien zwar, darunter <link https: www.oeko.de aktuelles kostenvergleich-erneuerbare-vs-fossile-energien external-link-new-window>ein Kostenvergleich zwischen erneuerbaren und fossilen Energien durch das deutsche Öko-Institut.
Auch sonst ist Trumps energiepolitischer Wechsel zurück in die Vergangenheit verhängnisvoll. Die relativ wenigen Jobs in der amerikanischen Kohleindustrie sind teuer zu bezahlen. So wird bei steigenden globalen Temperaturen <link http: www.pnas.org content early external-link-new-window>die Zahl der Todesfälle durch extreme Hitze steigen, warnen aktuell Wissenschaftler im US-Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS).
Trotz Hitzestress "great again" mit fossiler Energie
Betroffen sind vor allem die sogenannten Megacitys, die mehr als zehn Millionen Einwohner haben. Bis zur Jahrhundertmitte werden 350 Millionen Megastadt-Bewohner mehr als noch heute von Hitzewellen betroffen sein. Wie die Forscher um den britischen Klimawissenschaftler Tom Matthews betonen, gilt dieser Befund auch dann, wenn das Pariser Klimaabkommen Erfolg haben sollte. Sprich: Selbst wenn die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad Celsius begrenzt werden kann, wird die Zahl der Menschen, die Hitzestress ausgesetzt sind, künftig stark ansteigen.
Die Forscher erwarten, dass extreme Hitzewellen wie jene in Indien 2015 oder in Europa 2003 dann regelmäßig auftreten. So stiegen in einigen Teilen Indiens die Temperaturen auf bis zu 51 Grad - ein neuer Rekord. Durch den Hitzestress starben mehr als 2000 Inder, im benachbarten Pakistan gab es 1200 Hitzetote. Und die Hitzewelle in Europa im August 2003 soll laut einer Studie von 2007 sogar 70 000 Menschen das Leben gekostet haben. Auch westliche Städte werden sich in Zukunft stärker aufheizen, warnt Mitautor Georges Benjamin von der American Public Health Association. Bürgermeister und Stadtplaner müssten jetzt alles tun, um das Hitzerisiko in den Häuser- und Straßenschluchten zu begrenzen.
1 Kommentar verfügbar
Dr. Diethelm Gscheidle
am 05.04.2017da Kohle bekanntlich Sozen-Energie ist und ich die Sozen aus objektiv völlig nachvollziehbaren Gründen nicht ausstehen kann (Förderung von arbeitsfaulen und dummen Leuten, garstigen Pankern oder gar diabolischen Gewerkschaftlern, die unserer wirtschaftlichen…