
Oshidori ist auf Vortragsreise, auch weil die Erinnerung an die Nuklearkatastrophe immer mehr zu verblassen droht. Obwohl erst vor wenigen Tagen neue Hiobsbotschaften aus Fukushima durchsickerten. Tepco musste einen Roboter aus dem Reaktor Nr. 2 abziehen, nachdem dessen Kamera kein Bild mehr zeigte. Das Unternehmen vermutet, dass hohe Strahlung den Ausfall verursachte. Sie soll eine Belastung von etwa 650 Sievert pro Stunde erreicht haben, genug, um einen Menschen binnen Sekunden zu töten. Das wäre der höchste gemessene Wert seit dem Unfall vor sechs Jahren. Vermutlich sei Brennmaterial durch den Druckbehälter geschmolzen, sagt Tepco.
Angst vor Strahlung ist in Japan unerwünscht
In Japan versucht die liberaldemokratische Regierung unter Ministerpräsident Shinzō Abe alles, um das Unglück vergessen zu machen, so Oshidori. Die Strategie scheint aufzugehen, denn ein Großteil der Bevölkerung interessiere sich kaum noch für Strahlenwerte und Kontamination. Das Thema ist auch bei den Medien durch. Wo früher hunderte von Journalisten zu Pressekonferenzen von Behörden oder dem Betreiber kamen, verlieren sich heute eine Handvoll Kollegen. Und wer zu neugierig auf die wahren Folgen der Kernschmelzen ist, wird eingeschüchtert. "Mir folgte ein Spion", schildert Oshidori eine Folge ihrer Recherchen. "Das Hochtechnologieland Japan will der Welt zeigen, dass ein Atomunfall beherrschbar ist und längst nicht so schlimm wie ein Atombombenabwurf." Zudem starten in drei Jahren die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio. "Angst vor der Strahlung zu zeigen, ist unerwünscht", sagt Mako Oshidori.
Auch in Deutschland scheint das Unglück in Vergessenheit zu geraten. Zwar reagierte die Bundesregierung am schnellsten und weitreichendsten auf die Katastrophe am anderen Ende der Welt. Drei Tage nachdem der Tsunami die Reaktoren überschwemmt hatte, beschloss das schwarz-gelbe Kabinett unter Führung der Physikerin Angela Merkel (CDU) zunächst ein Moratorium für die sieben ältesten Atomkraftwerke sowie den Pannenreaktor Krümmel. Am 30. Juni 2011 entschied der Bundestag mit großer Mehrheit, die erst im Herbst 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung zu kassieren sowie nach und nach aus der Kernenergie auszusteigen und die Energiewende zu beschleunigen. Derzeit sind in Deutschland noch acht AKWs in Betrieb. Ende 2022 sollen die letzten, Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2, vom Netz gehen.
AfD will Laufzeitverlängerung
Während alle im Bundestag vertretenen Parteien bis heute hinter dem Atomausstieg stehen, rudern Rechtspopulisten zurück. In ihrem Grundsatzprogramm verspricht die Alternative für Deutschland (AfD) wieder Atomkraft für Deutschland. Die Ausstiegsbeschlüsse von 2002 und 2011 seien überhastet, sachlich unbegründet und wirtschaftlich schädlich, behauptet die Partei.
Letzte Kommentare:
Ist das eigentlich ein hochdotierter Posten, Präsident beim VfB? Hat dieser dubiose Ex-S 21-Sprecher denn nicht genügend Kohle anderweitig gemacht? Muß er sich mit 70 unbedingt noch präsidial aufplustern? Aber offenbar findet sich niemand aus einer...
Wir waren froh und erleichtert über dieses Urteil - Herzlichen Glückwunsch! Überrascht war ich über den Dank an den "Spiegel" - war dort die Berichterstattung doch stets hinter der Bezahlschranke und auf der Startseite nicht präsent. Aber vielleicht ist...
"Das Landgericht Mannheim sah sich außer Stande, zu beurteilen, ob die Chat-Protokolle gefälscht sein könnten." Ist das nicht auch dieses Landgericht, das so überaus emsig bei der Verfolgung des angeblichen Vergewaltigers Kachelmann vorging?
@Ge La, meinen Sie das wirklich? „Die Gewaltenteilung funktioniert zum Glück ,“ Wenn ja, wo haben Sie Ihre Schulbildung „abgesessen“?!? Bereits im Vorfeld der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde in ebensolcher Weise weiter gegen...
Weiter so, geht es schon wieder los in Deutschland, dass solche Leute vor Gericht recht bekommen und dann mit so einer Aussage des Vorsitzenden Richters Stojek, das gibt zu denken.
Das ist wirklich eine gute Nachricht!
Der gemessene und somit statistisch erfasste Stromverbrauch in der entwickelten Welt stagniert bzw. nimmt stark und kontinuierlich ab: https://moderndiplomacy.eu/2019/02/14/the-mysterious-case-of-disappearing-electricity-demand/ Teilweise ist das auf selbst...
Die Nakba-Ausstellung, die zur Zeit von der VHS Reutlingen gezeigt wird, dokumentiert klar nachvollziehbar und mit den entsprechenden Nachweisen die wissenschaftliche Diskussion, die sich spätestens seit den 1980er Jahren (international noch früher) an den...
Wunderbar! Die Gewaltenteilung funktioniert zum Glück , auch dank der professionellen Recherchen und dem durchhaltevermögen von Kontext!
Sehr erfreulich und trotzdem stellt sich im Moment noch die Frage, ob Herr Grauf nicht gezwungermaßen das Hauptsacheverfahren "anleiern" könnte, um nicht Gefahr zu laufen, dass die Staatsanwaltschaft wegen seiner Eidesstattlichen Versicherung, dass die...
Herzlichen Glückwunsch zu dieser OLG-Entscheidung und Dank an Sie alle bei kontext für Ihre Standhaftigkeit. Die Freude war groß.
Danke, auch dafür, dass es KONTEXT gibt! "Der erste Kommentar kam von Edzard Reuter: "Die Feinde unserer Demokratie können sich nicht im Dunkeln verstecken!" KONTEXT schaut hin indes halb bin ich dabei! Der Klügere gibt nicht nach - alles andere wäre...
Ich denke, das eine neutrale Aufarbeitung der Fluchtbewegungen nötig ist. Zur gleichen Zeit wurden in allen arabischen Staaten Menschen jüdischen Glaubens vertrieben. Die Ausstellung ist gründlich mißlungen und wird berechtigterweise kritische Stimmen...
Eine tolle Nachricht!! Danke, dass ihr durchgehalten habt! Weiter so!
Es gibt doch noch gute Nachrichten für den Journalismus - Glückwunsch zum Erfolg und dran bleiben