Das Kernkraftwerk Neckarwestheim wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs errichtet, dessen Untergrund als geologisch instabil gilt. Nach Angaben des Stuttgarter Geologen Hermann Behmel stehen die Anlagen auf wasserdurchlässigem Kalksteinschutt bis zu sechs Meter unter dem Neckarwasserspiegel. Darunter haben sich enorme Hohlräume gebildet. Da wichtige Rohr- und Steuerungsleitungen zwischen Reaktor und Maschinenhaus nicht gegen Auftriebskräfte abgesichert sind, müssen rund um die Uhr riesige Mengen gipshaltigen Grundwassers abgepumpt werden. Was die Hohlraumbildung weiter forciere, so Behmel. An der Bodenoberfläche sei es dadurch bereits zu Absenkungen gekommen, die am Kühlturm bis zu 14 Zentimeter betrugen. Folglich sei das Kernkraftwerk eine geologische Zeitbombe, schreibt Behmel in <link https: www.die-anstifter.de wp-content uploads behmel-2013-end-web.pdf external-link-new-window>einem 2013 veröffentlichten Aufsatz.
Auf Rückfrage von Kontext betont die EnBW, dass es unter den sicherheitstechnisch wichtigen Gebäuden am Standort Neckarwestheim keine Hinweise auf Hohlräume oder Bodenverwerfungen gebe. Auch im Bereich des Zwischenlagers verlaufe keine geologische Störzone. Dies sei vor Errichtung des Bauwerks durch umfassende Untersuchungen nachgewiesen, bekräftigt das Unternehmen: "Das Zwischenlager ist behördlich genehmigt und wurde unter Einhaltung höchster Qualitäts- und Sicherheitsstandards gebaut." Zudem werde die geologische Situation am Standort seit vielen Jahren mit Messungen überwacht und in jährlichen Gutachten dokumentiert, die von einem unabhängigen Gutachter erstellt werden. "Diese Gutachten werden der Aufsichtsbehörde vorgelegt, die für die Prüfung wiederum weitere Gutachter beschäftigt", so der Betreiber.
EnBW: Schutz von Mensch und Umwelt an erster Stelle
Auch beim Transport der Brennelemente stehe der Schutz von Mensch und Umwelt an erster Stelle, betont der Konzern. Dieser Schutz werde von der massiven, tonnenschweren Metallkonstruktion der eingesetzten Castor-Behälter und ihrem aufwendigen Dichtungssystemen gewährleistet. "Die Behälter haben in Tests nachgewiesen, dass sie auch unter extremen Bedingungen sicher sind. Nur so haben sie die behördliche Zulassung für ihren generellen Einsatz als Transport- und Lagerbehälter erhalten", ergänzt die EnBW. Atomkraft-Kritiker widersprechen gerade hier: "Die meisten Test mit Castoren fanden nur mit Modellen, mit Computerberechnungen, und ohnehin nur mit einigen der verschiedenen Typen von Castoren statt", sagt Franz Wagner aus Heilbronn.
Weiter betont die EnBW, dass beim geplanten Wassertransport spezielle Anforderungen für die eingesetzten Schiffe und den Ablauf des Transports gelten. Die Konstruktion des Schubleichters sowie technische Einrichtungen an Bord machten ein Sinken des Schiffes praktisch unmöglich, betont eine Sprecherin. "Die EnBW wird alle Anforderungen in vollem Umfang erfüllen. Dies wird von den zuständigen Behörden und ihren Gutachtern unabhängig überwacht werden. Vor diesem Hintergrund ist die EnBW fest davon überzeugt, dass der Castor-Transport auf dem Neckar sicher durchgeführt werden kann."
Wie lange die Neckarwestheimer mit dem Atommüll leben müssen, steht im Übrigen in den Sternen. Die aktuelle Betriebsgenehmigung des GKN-Zwischenlagers erlischt zwar bereits Ende 2046. Auch dürfen die radioaktiven Brennstäbe längstens für einen Zeitraum von 40 Jahren in den Castor-Transportbehältern aufbewahrt werden. Ein Endlager für hochradioaktiven Abfall in Deutschland, in das verbrauchte AKW-Brennstäbe die nächsten Hunderttausende Jahre sicher gelagert werden sollen, ist jedoch, so lautet die jüngste Expertenprognose, nicht vor dem Jahr 2083 betriebsbereit.
Info:
Das Bündnis <link https: www.neckar-castorfrei.de external-link-new-window>"Neckar castorfrei!" ruft am Samstag, den 4. März, zur Demonstration gegen die Castor-Transporte von Obrigheim nach Neckarwestheim auf. Beginn ist um 13 Uhr am Heilbronner Kiliansplatz, die Abschlusskundgebung steigt auf der Erwin-Fuchs-Brücke über dem Neckar.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!