Das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) hat am 8. März aus Anlass des Weltfrauentages mitgeteilt, dass in der Türkei 32 Journalistinnen im Gefängnis sind und die Türkei damit weltweit traurige Spitzenreiterin ist. Eine der inhaftierten Journalistinnen ist Nazlı Ilıcak. Sie ist 75 Jahre alt und wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.
Für mich selbst wird eine lebenslange Haftstrafe gefordert, weil ich Mitglied des Beratungsgremiums einer Zeitung war. Auch ich musste mein Land verlassen und ins Exil gehen. Im selben Verfahren war auch die türkische Schriftstellerin und Autorin Aslı Erdoğan angeklagt. Sie war eine Zeitlang im Gefängnis und lebt inzwischen in Deutschland.
In einem Land, in dem die eigenen Medien wirtschaftlich und freiheitsbeschränkend kontrolliert werden, ist die Arbeit ausländischer Medien von großer Bedeutung, damit die Realität öffentlich gemacht wird.
Jetzt mussten zwei deutsche Journalisten gehen. Nachdem die Akkreditierung des ZDF-Vertreters und des Korrespondenten des "Tagesspiegels" annulliert wurde, haben sie am vergangenen Sonntag die Türkei verlassen. Der "Tagesspiegel"-Korrespondent Thomas Seibert hat 22 Jahre lang in der Türkei gelebt. Dem ZDF-Kollegen wurde die Akkreditierung inzwischen zwar wieder erteilt, doch ungefähr achtzig Journalistinnen und Journalisten, die im Dezember 2018 einen Verlängerungsantrag gestellt haben, warten heute immer noch auf eine Antwort. Einige haben per E-Mail einen einzigen Satz als Antwort erhalten: "Ihr Antrag wurde abgelehnt."
Korrespondenten, die fern ihres eigenen Landes die Menschen, das Leben und die Politik in der Türkei kennengelernt und darüber berichtet haben, die Freundschaften geschlossen, sich an das Essen gewöhnt und begonnen haben, die Sprache zu sprechen, können in der Türkei nicht mehr arbeiten. Wenn sie Familie haben, gerät auch das Leben ihrer Partner und Kinder durcheinander.
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