Das stimmt so leider nicht. Richtig ist: Bei einem vollgeladenen E-Auto, mit dem Sie durch die Gegend fahren, sind die Emissionen niedriger. Wenn Sie aber die Produktion und den gegenwärtigen Strommix berücksichtigen, ist die CO2-Bilanz eines batteriebetriebenen Autos sogar deutlich schlechter als die von einem top-aktuellen Dieselmotor. Mal ganz abgesehen davon, dass sich jemand im Stuttgarter Westen genau überlegt, ob er sich ein E-Mobil für mehrere Zehntausend Euro kauft, wenn es keine Parkplätze mit entsprechenden Ladestationen gibt.
Für den elektrischen Motor braucht man deutlich weniger Teile als für den Verbrenner - 200 statt 1400. Allein das müsste sich doch auswirken.
Der Motor selbst ist beim Elektroauto tatsächlich weniger fertigungsaufwändig. Aber der Unterschied zwischen einem Kunststofftank, in den ich Benzin oder Diesel fülle, und einer mehreren hundert Kilo schweren Batterie, die in einem enorm energieaufwändigen Verfahren hergestellt werden muss, ist zur Zeit noch sehr groß. Wenn wir einmal die Situation haben, dass der überwiegende Anteil unseres Strommixes regenerativ ist, ist das batteriebetriebene Fahrzeug natürlich eindeutig das bessere - aktuell aber noch nicht. Ich plädiere dafür, zunächst technologieoffen zu bleiben, statt sich auf nur ein Modell festzulegen. Klar müssen die rein batteriebetriebenen Fahrzeuge weiter vorangebracht werden. Parallel dazu sollte aber auch an Hybridlösungen weitergearbeitet werden, genauso wie am hocheffizienten Verbrennungsmotor.
Und letzterer soll dann dauerhaft beibehalten werden?
Heute glaubt die ganze Menschheit, dass in 20 Jahren alle nur noch mit batteriebetriebenen Fahrzeugen unterwegs sind. Das ist gut möglich, aber wer hier sichere Prognosen abgeben will, hat entweder eine funktionierende Glaskugel oder er ist ein Scharlatan. Man sollte sich also möglichst viele Optionen offen halten. Etwa die Möglichkeit, synthetische Kraftstoffe herzustellen und mit Verbrennungsmotor CO2-neutral durch die Gegend zu fahren.
Wenn man hier die Produktion berücksichtigt, stehen die in der Gesamtbilanz aber auch nicht glorreich da.
Momentan ist das vollkommen unwirtschaftlich. Und klar: Auch hier macht es nur Sinn, wenn ich die Energie, die ich in den Prozess stecke, regenerativ gewinne. Trotzdem könnte sich die Forschung hier bezahlt machen. Genau wie bei der Brennstoffzelle. Wir müssen schauen, mit welchen Lösungen wir in der Gesamtbilanz am besten aussehen. Beispiel China: Da wird der Ausbau der E-Mobilität enorm vorangetrieben, und das ist auch nötig, wenn man sich anschaut, wie Peking oder andere Megastädte buchstäblich im Smog ersticken. Gleichzeitig werden dort aber etwa 20 neue Atomkraftwerke aus dem Boden gestampft. Insgesamt halte ich das für keine sehr kluge Energiepolitik.
Gegenüber dem "Spiegel" sagt Ihr Kollege Frank Iwer, Planungsleiter bei der IG Metall: "Technische Raffinessen, um die Emissionen zu senken, helfen uns nicht weiter. Es geht um einen Systemwechsel bei Vollgas". Wie passt das mit Ihrer Position zusammen?
17 Kommentare verfügbar
M. Stocker
am 14.11.2016Da hätte sich der Herr…