Jetzt ist es richtig kalt geworden in diesem schrägen OB-Wahlkampf, der vieles auf den Kopf stellt, was in den vergangenen Jahren galt im Talkessel und darüber hinaus. Der CDU-Kandidat steht in Sillenbuch Ecke Kirchheimer-/Tuttlinger-Straße, mit Maske und Abstand geht er auf BürgerInnenfragen ein. Gleich die erste wirft ein Thema auf, das ihn tagtäglich begleiten würde im Stuttgarter Rathaus: Mobilität. Es geht allerdings nicht um die Autoschlangen, die sich an einem Samstagvormittag durch den drittgrößten Filderbezirk stauen. Der betagte Herr will Nopper vielmehr auf die Stellen aufmerksam machen, an denen Robinien gepflanzt sind. "Das ist viel zu eng für uns Fußgänger", klagt er. Er werde sich das sehr genau ansehen, verspricht der Kandidat.
Sillenbuch hat schon viel erlebt, auch parteipolitisch. Im ersten Bezirksbeirat nach dem Krieg war die SPD stärkste Fraktion, danach gab die CDU lange den Ton an. Nur wenige Blocks entfernt haben Manfred und Liselotte Rommel mehr als ihr halbes Leben verbracht. Nach der Jahrtausendwende durften sich die Schwarzen noch auf 40 Prozent der WählerInnen verlassen, bei den Gemeinderatswahlen 2019 mussten sie Platz eins an die Grünen abtreten. Trotzdem stimmt hier am ehesten der angeberische Reklamespruch von Manuel Hagel, dem Generalsekretär der Landes-CDU, der Parteifreund aus Backnang passe zum "Beat der Stadt". Hier funktioniert die Tonlage, in der er Engagement und Interesse zu vermitteln weiß.
In Backnang herrscht Harmonie
Der Gesprächspartner jedenfalls zieht in der milchigen Novembersonne zufrieden von dannen. Er hätte nachfragen können. Zum Beispiel, wie der Kandidat dazu steht, nach dem Vorbild anderer europäischen Großstädte mit Baumpflanzungen den Platz für Fahrspuren zu verknappen und eben nicht den auf den Gehwegen. Oder wie der von Nopper verheißene "Mobilitätsfrieden" denn konkret aussehen würde rund um die Robinien, wo Eltern mit Kindern, SeniorInnen mit Rollator und ein paar Youngster auf dem E-Scooter aneinander vorüber wollen. Seiner Ausstrahlung hat der Kandidat zu verdanken, dass diese Art Zwiegespräche mit BürgerInnen nicht kritisch werden. Er kann einfach mit Menschen, loben ihn langjährige WeggefährtInnen. "Er hat sich dem Prinzip verschrieben, erster Bürger in seiner Stadt zu sein", sagt ein Backnanger ohne CDU-Parteibuch, kleingeredet werden dürfe das nicht.
Wenn das mal reicht für die Metropole. In der hat er vor allem die Jüngeren noch lange nicht gewonnen, auch wenn ihm eine letzte Umfrage – bei drei Kandidaten erfolgversprechende – 40 bis 47 Prozent der Stimmen vorhersagt. Unterschiede zur Großen Kreisstadt zeigen sich schon allein an den Arbeitsweisen in den beiden Gemeinderäten. Nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr befürchtete Nopper schon "schwierigere Mehrheitsfindungen bei einer solchen Zersplitterung und Polarisierung". Er sollte sich irren, nicht nur weil seine CDU, trotz des Verlusts von drei Sitzen, mit sieben RätInnen stärkste Fraktion blieb. "Viele Entscheidungen trifft der Gemeinderat nach wie vor mit breiter Mehrheit oder sogar einstimmig", bilanziert mittlerweile die ortsansässige Kreiszeitung. Und der OB selber befindet mit spürbarer Genugtuung: "Die meist harmonische Atmosphäre ist ein Beleg dafür, dass so furchtbar viel nicht falsch läuft."
1 Kommentar verfügbar
S. Holem
am 25.11.2020https://frank-nopper.de/akutelles
(Ja, genau so) zeigt eindrücklich, dass er es mit der (ominösen, alles heilenden) Digitalisierung wohl nicht so draufhat. Zudem versucht er dort, die Menschen mit der verrufenen Dark-Pattern-Methode zu Dingen hinzutricksen, die…