Es gibt wohl kaum jemanden in der Stadt, der so viel über sie weiß und dieses Wissen auch noch teilt. Nicht im Sinne einer Backnang-Apologie oder gar einer Eloge. Dafür ist Andreas Brunold, 65, nicht der Richtige. Lehrling war er bei AEG Telefunken, Lehrer wollte er werden, Politik, Deutsch und Geschichte. Professor für politische Bildung ist er heute – und BUND-Ortsvorsitzender. "Mit dieser Vita", sagt er, "werden Sie kein Freund von Nopper." Jede Kritik werte dieser als "Majestätsbeleidigung". Aufgewachsen ist Brunold direkt an der Murr, jenem 51 Kilometer langen Fluss, den die lokalen Heroen als "Mitte, Herz und Lebensader" beschreiben. Wer sie kapieren will, also auch den 59-jährigen Ortsvorsteher, muss dem Lauf des Flusses folgen, Brunold zuhören und erfährt dabei, wie schwarzer Filz funktioniert.
Das Wonnemar: Am östlichen Rand der Stadt liegt der gläserne Rundtempel, 2012 eröffnet und mit 18,5 Millionen Euro Baukosten das teuerste Einzelprojekt in der Geschichte Backnangs. Selbstverständlich hat es sich Oberbürgermeister Nopper nicht nehmen lassen, beim Opening dabei zu sein – zusammen mit Volker Kurz, dem Geschäftsführer der Stuttgarter Interspa-Gruppe, die als Betreibergesellschaft auserkoren war. Nopper und Kurz waren mit rot-weiß-gestreiften Badeanzügen und Sonnenhütchen bekleidet, der Schultes sprach vom Aufstieg seiner Gemeinde in den "Bade-Olymp", der Mann von Interspa musste acht Jahre später Insolvenz in Eigenverantwortung anmelden. Wenn es zum Äußersten komme, müsse die Stadt wieder übernehmen, heißt es im Rathaus. Gegenwärtig hat das wacklige Wonnemar keine Gäste (Corona), zurückgeblieben ist ein käuflich zu erwerbender Subaru-SUV, den das Autohaus Buchfink vor den Haupteingang gestellt hat. Der Chef des Ladens ist Vorsitzender des örtlichen Gewerbevereins, der Oberbürgermeister dort regelmäßiger Grußwortsprecher.
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Dieter Reicherter
am 26.11.2020