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OB-Wahl in Stuttgart

Genosse Nopper

OB-Wahl in Stuttgart: Genosse Nopper
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Der CDU-Mann gilt als bürgerlich und wirtschaftsnah. Doch im Wahlkampf um Stuttgart kopiert er die Sozialistenrhetorik vom Klassenfeind. Ist Frank Nopper womöglich ein U-Boot aus Moskau? Eine Kontext-Enthüllung mit Augenzwinkern.

Frank Nopper hat ein Erfolgsrezept: Über seine Partei redet er so wenig wie möglich. Vom Schwarz der CDU ist auf seinen Plakaten wenig zu sehen. Schließlich hat die Union ein Imageproblem. Im Bund stehen die Konservativen auch für Streit und ideologische Debatten, die Präsidentin der EU-Kommission umgarnt Autokraten, und es ist längst nicht entschieden, wie ökologisch die Konservativen wirklich sein wollen.

Eine ähnliche Rhetorik hatte "Spiegel Online" kürzlich an den Tag gelegt. Da aber über Luigi Pantisano, der vor wenigen Wochen mit einem ökologischen Bündnis im Rücken den OB-Sessel in Konstanz erobern wollte. Ein Linker! Da rollte es den Spon-Redakteuren offenbar die (nicht roten) Socken hoch. Drehen wir den Spieß für die Stuttgarter OB-Wahl mal um: Ein CDUler! Das hat der Landeshauptstadt gerade noch gefehlt. Und dann auch noch einer, der im Geheimen offenbar tiefrote Strümpfe trägt. Na, wenn das die Union wüsste.

Also weiter im Text: Das bürgerliche Stuttgart durfte bislang annehmen, dass da ein Kandidat an ihrer Seite steht, der der Wirtschaft zugewandt ist ("Mit Mut für Stuttgart", "Wirtschaft fördern ist Chefsache", "Schaffen statt gendern"). Doch Recherchen von Kontext bringen dieses Bild ins Wanken – und brisante Erkenntnisse über Noppers Unterstützerkreis ans Tageslicht. So findet sich unter den Fürsprecherinnen und Fürsprechern, die der angeblich konservative Bewerber auf seiner Website zu Wort kommen lässt, auch der Name Laura Halding-Hoppenheit. Im Video wird sie als "Stadträtin & Inhaberin des Kings Club" vorgestellt. Frei nach "Spiegel Online" also: Ein nicht ganz unwesentliches Detail bleibt dabei unerwähnt: der politische Hintergrund seiner Unterstützerin. Auf der Website muss man eine Weile suchen, bis man die Videobeschreibung entdeckt und einen knappen Hinweis auf Halding-Hoppenheits Linken-Mitgliedschaft findet. Jener Partei also, die in ihren Reihen Staatsfeinde wie Bodo Ramelow duldet!

Wird Nopper etwa von Moskau unterstützt? Verfolgt er eine geheime Agenda? Wenn ja, könnte sich der Mann mit dem Staubsaugervertretergrinsen im Rennen um die Rathaus-Spitze verplappert haben – denn eine seiner Parolen weckt finstere Erinnerungen an die Zeit des Eisernen Vorhangs. "Wohnen darf kein Luxus sein", steht auf einem Nopper-Plakat. Was? Nicht nur die investitionsfreudige Kernklientel dürfte sich da ganz gewaltig am Dom Pérignon verschlucken. Auch ganz normale Bürgerinnen und Bürger sollten sich mal fragen: Wie sieht es eigentlich mit Noppers Treue zur Verfassung aus? Was genau ist sein Verhältnis zum Rechtsstaat? Wo zieht er die buchstäblich roten Linien?

Bei der Landtagswahl 2016 nämlich ging Die Linke mit eben diesem Slogan auf Stimmenfang. Auch bei Sozen und Grünen in deutschen Parlamenten ist die aufgeladene Klassenkampf-Parole mit Umsturzphantasien ausgesprochen populär: "Wohnen darf kein Luxus sein", skandieren auch die Grünen in Niedersachsen oder die SPD-Fraktion im Bundestag. "Wohnen darf kein Luxus sein", unter diesem Motto hat die SPD-Bundestagsabgeordente Ute Vogt bereits 2013 den damaligen stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Olaf Scholz eingeladen. "Wohnen darf kein Luxus sein", verlangte 2017 auch schon ... der CDU-Fraktionsvorsitzende im Böblinger Gemeinderat?! Was ist denn da los? Wie linksradikal will die Union eigentlich noch werden? Hat denn gar niemand mehr ein Herz für uns?, fragen sie sich da beim Bundesverband Deutscher Immobilienspekulanten.

Doch obwohl die benannten Parteien, wenn sie ihre Worte ernst meinten, überall im Lande Mehrheiten für soziale Investitionen stemmen könnten, kann die Betonbranche beruhigt werden: Zwar erklären alle aussichtsreichen KandidatInnen ums Oberbürgermeisteramt in Stuttgart, dass sie mehr günstigen Wohnraum schaffen wollen. Aber eine ernsthafte Gefahr, dass die Stuttgarter Mieten bald bezahlbar werden, besteht natürlich nicht. Der Stuttgarter Gemeinderat postuliert seit Jahren schon eine "Kehrtwende" auf dem Wohnungsmarkt. Aber weit und breit keine zu sehen. Und so wird es auch bleiben. Auch mit dem ganz offenbar links-grün-sozial-versifften CDU-Genossen Frank Nopper.


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