KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

OB-Wahl in Stuttgart – Aktualisierung am 11.11.

Freie Fahrt für einen Dinosaurier

OB-Wahl in Stuttgart – Aktualisierung am 11.11.: Freie Fahrt für einen Dinosaurier
|

Datum:

Frank Nopper, CDU-Oberbürgermeister von Backnang (37.000 Einwohner), kann sich in aller Ruhe in die finale OB-Wahl begeben, nachdem sich das öko-soziale Lager heillos zerstritten hat. Weder Marian Schreier (SPD-nah) noch Hannes Rockenbauch (SÖS) wollen auf ihre Kandidaturen verzichten. Daraufhin hat Veronika Kienzle (Grüne) ihre Bewerbung zurückgezogen. Als Schlimmfinger gilt Schreier.

Begonnen hatte es, wieder einmal, mit der SPD. Noch in der Nacht zum Mittwoch, 11. November, beschließt der Stuttgarter Kreisvorstand, sich für Marian Schreier als OB-Kandidaten für den zweiten Wahlgang am 29. November auszusprechen. Der 30-jährige Bürgermeister von Tengen (4657 Einwohner) biete die stärksten Optionen, lässt der Kreisvorsitzende Dejan Perc die STZN wissen, um Dynamik in die Schlussphase des Wahlkampfs zu bringen und zu gewinnen. Die Meldung läuft um 5 Uhr morgens. Vergessen war, dass die SPD noch im März diesen Jahres Schreier aus der Partei ausschließen wollte, nachdem er seinen Hut gegen den offiziellen Kandidaten Martin Körner in den Ring geworfen hatte.

Um 14:38 Uhr meldet sich Hannes Rockenbauch mit der Nachricht, er trete erneut zur Wahl an. Er habe sich bereit erklärt, betont der Chef der Gemeinderatsfraktion Die FrAktion (SÖS, Linke, Piraten, Tierschutzpartei), zugunsten von Veronika Kienzle und Marian Schreier zurückzutreten, wenn sie sich auf ein gemeinsames Programm einigen könnten. Das habe Schreier abgelehnt und stattdessen erklärt, er sehe seine Kandidatur "als einzig erfolgreiche" an. Eine Bereitschaft zugunsten anderer zu verzichten, so Rockenbauch, habe er bei dem Jungbürgermeister "zu keinem Zeitpunkt" erkennen können. Seine erneute Bewerbung um das OB-Amt begründet der 40-jährige Rockenbauch damit, dass er die Themen Klima, Wohnen und Verkehr keiner großen Koalition von CDU und SPD überlassen wolle. Schließlich setze er sich seit 16 Jahren dafür im Gemeinderat und als Aktivist auf der Straße ein.

Um 15:41 Uhr berichten die "Stuttgarter Nachrichten", Veronika Kienzle ziehe zurück. Eine Stellungnahme von ihr gebe es nicht. Um 15:53 Uhr äußert der grüne Kreisverband sein Bedauern, dass es nicht gelungen sei, sich auf die "Zweitplatzierte mit der besten Ausgangslage" und ein gemeinsames Programm zu einigen. Dies wäre ein "starkes Zeichen für einen neuen Politikstil" gewesen. Die Vorsitzenden Amelie Montigel und Florian Pitschel danken der Kandidatin für ihren "unbedingten Willen", die Mitbewerber für ein "zukunftsorientiertes, nachhaltiges und offenes Stuttgart" zu gewinnen. Dabei habe sie alle Qualitäten bewiesen, die sie als sehr gute Oberbürgermeisterin ausgezeichnet hätten. Ihr Rückzug nötige "höchsten Respekt" ab. Um 16:33 Uhr folgt dann auch von Kienzle eine Erklärung zu ihrem Rückzug. Sie bedauere "zutiefst, dass eine Einigung nicht zustande gekommen ist" und ziehe ihre Kandidatur zurück, da sie "das Feld der ökologisch-sozialen Wählerschaft nicht noch weiter zersplittern" wolle.

Um 17:13 Uhr bedauert auch die SPD das "Scheitern eines progressiv-ökologischen Bündnisses". Kreis-Chef Dejan Perc behauptet, es hätten zehn Punkte unterschriftsreif auf dem Tisch gelegen, auf die man sich geeinigt hätte. "Aufgrund von persönlichen Eitelkeiten" sei dies gescheitert. Während er den Rückzug von Kienzle als Zeichen von "Größe" und "starkem Charakter" wertet, sei es um so bitterer, "dass die allein auf das eigene Ego ausgerichtete Agenda eines Hannes Rockenbauch" das Bündnis "zunichte gemacht hat". Rockenbauch müsse sich nun vorwerfen lassen, die Bemühungen, einen konservativen OB zu verhindern, "deutlich erschwert bis vereitelt" zu haben. Zu dessen Unterstützung von Marian Schreier steht in der Erklärung kein Wort.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


34 Kommentare verfügbar

  • Ingrid Bieger
    am 17.11.2020
    Antworten
    8 verlorene Jahre für Stuttgart - ein Fritz Kuhn - der nach der Wahl großkotzig angekündigt hatte, die Leistungsfähgigkeit von Stuttgart21 überprüfen zu wollen - was hat er dann gemacht?

    Gar nichts, sogar die Überprüfung letzendlich verhindert - genauso wie Kretschmann ein Umfaller und…
Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!