Selbstverständlich grün? Aber klar doch, sagen die Strategen um Veronika Kienzle, jetzt müssen alle zusammen stehen. Die ganze öko-soziale Mehrheit im Gemeinderat, in der Stadt, in der OB-Bewerberschar. Marian Schreier, der Soft-Sozi, Hannes Rockenbauch, der Sozialist. Sie sollen sich, unter der Führung von Veronika Kienzle, zur Einheitsfront verbünden, um CDU-Nopper zu verhindern. Einen Bürgermeister aus Backnang. Das wird schwer. Nicht nur wegen der Egos der Männer, die man vielleicht hätte vorher fragen können. Außerdem soll es auch noch inhaltliche Unterschiede geben, die bei dem einen nicht als öko, bei dem anderen nicht als sozial durchgehen.
Schwierig wird es vor allem durch den ungebrochenen Anspruch der Grünen, die politischen Leader in der Stadt zu sein: Wir sind Oberbürgermeister, stärkste Fraktion, Direktmandatierte in allen Stuttgarter Wahlkreisen, und über allem schwebt der Ministerpräsident. Im hegemonialen Diskurs. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass sie für Vieles mitverantwortlich gemacht werden, was in Stuttgart so gar nicht grün ist. Die Mieten, der Verkehr, Stuttgart 21 inbegriffen, das Klima, eigentlich alles Themen, hinter die Fritz Kuhn ein dickes Ausrufezeichen hätte setzen müssen. So dick, dass die Menschen merken, wie hier einer für sie schafft. Sie haben wenig gemerkt. Auch von seiner Ratsfraktion nicht, die gerne mit der CDU dealt.
Gemeinsam durch, im Sinne der Sache?
Aber jetzt sollen die lieben Mitbürger*innen – seit Kurzem verwendet das Rathaus Gendersterne – plötzlich "Wir fürs Hier" sein. So der Wahlspruch der Kandidatin, ausgedacht von der Agentur Jung von Matt, die auch Angela Merkel betreut. Was mag wohl mit dem "Hier" gemeint sein? Der Eckensee oder die Oper? Wie wär's mit einem Baum auf der B 14? Die Jungen von Fridays for Future haben sich für einen entschieden, der die Bundesstraße gerne zum Spielplatz machen würde, für Hannes Rockenbauch, den linken Stadtrat. Sie fragen sich, wofür die Grünen stehen, wenn sie mit ihm im Gemeinderat nicht für den Klimanotstand stimmen? Ob sie noch eine Ahnung davon haben, was die Jungen umtreibt, was frech, pfiffig und utopisch ist? Attraktiv macht das Angepasste nicht.
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Dr. Diethelm Gscheidle
am 12.11.2020nachdem ich drei Tage vor der OB-Wahl feststellen musste, dass merkwürdigerweise kein redlicher Kandidat der christlichen Partei "Bündnis C" bei dieser Wahl antritt, habe ich spontan als bekennender Christ diese Lücke gefüllt und mich selbst zur Wahl gestellt, indem…