Mit dem Einreihen in die Einheitsfront war das immer so eine Sache. Getrennt marschieren okay, aber das Vereint-Schlagen hat nie richtig geklappt. Die Stuttgarter OB-Wahl 2020 passt da ... wie ein Schuss ins Knie. Wieder einmal konnte sich das sogenannte öko-soziale Lager nicht auf eineN gemeinsameN KandidatIn einigen, die die grün-rosa-rote Fahne hätte hochhalten können gegen den CDU-Kandidaten und Backnanger OB Frank Nopper. Dabei hatte das immer dazu geführt, dass der Konservative das Rennen gemacht hat. Aus der Geschichte lernen heißt: siegen lernen? Aber nur, wenn es Lernwillige gibt.
In Backnang müssen am Mittwochabend die Korken geknallt haben, als klar war: Die Stimmen des gegnerischen Lagers werden gesplittet auf die beiden Männer Marian Schreier (ruhende SPD-Mitgliedschaft) und Hannes Rockenbauch (SÖS). Denn Veronika Kienzle (Grüne) zieht nach einem zweitägigen Verhandlungsmarathon entnervt zurück. Und das, obwohl die Grüne mit ihren 17 Prozent die Poleposition hatte im Wettstreit um die Fahnenträgerin. Es wäre die Chance gewesen, dass eine grüne Frau Oberhaupt einer Landeshauptstadt hätte werden können. Chance vertan.
Wieder einmal meinen die Männer, obwohl stimmenschwächer, es unter sich besser und kompetenter regeln zu können. Vorneweg Marian Schreier, der ehrgeizige Shooting-Star aus Tengen mit Stuttgarter Wurzeln. Kaum hat der 30-Jährige die wankelmütige Stuttgarter SPD auf seiner Seite, die ihm noch vor Kurzem mit Parteiausschluss gedroht hatte, beharrt er auf seiner Kandidatur für den zweiten Wahlgang. Obwohl alle drei KandidatInnen zuvor tagelang um eine gemeinsame inhaltliche Plattform für ein zukunftsfähiges Stuttgart und um eineN gemeinsameN KandidatIn gerungen haben. Daraufhin zieht Hannes Rockenbauch nach. Und Veronika Kienzle zurück, weil sie das Feld der grün-rosa-roten Wählerschaft nicht noch weiter zersplittern will. Ehrgeiz und Eitelkeit sticht mal wieder Einsicht. Und CDU-Mann Nopper, der mit seinem wirtschaftsfreundlichen Wahlprogramm "das Stuttgarter Rössle nicht nur auf Trab, sondern auf Galopp bringen" will, reibt sich die Hände.
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Martina Auer
am 13.11.2020