Der eingangs erwähnte Oliver Blume sollte, möchte man meinen, eigentlich die größten Probleme mit der Ergrünung des Autos haben. Gerade an diesem Ort, an dem die PS-Protzerei unter einem Dach versammelt ist. Würde jemand die Pferdestärken hier zusammenzählen, würde er (eine Frau käme wohl nicht auf die Idee) auf Abertausende kommen. Allein der Porsche 917 Spyder hat 1200 PS und fuhr in 2,1 Sekunden von Null auf Hundert, bis ihn die Ölkrise 1974 stoppte. Aber was sagt Blume? Er könne sich einen Porsche sogar ohne Geräusch vorstellen. Seine Kinder bräuchten das nicht mehr.
Da ist, bei aller PR-Lyrik, etwas passiert. Unvorstellbar, dass breitbeinige "Petrol-Heads" wie Jürgen Schrempp, Wendelin Wiedeking, Ferdinand Piëch oder auch Dieter Zetsche so ein weichgespültes Zeug erzählt hätten. Ihre Nachfolger sind nicht mehr die Rampensäue, die Hochzeiten im Himmel verkünden, oder sich mit Arnold Schwarzenegger vor der G-Klasse, einer Art Super-SUV, mit Stetson und Schnapsglas präsentieren. (Wobei sich der Terminator als Elektrik-Fan herausstellen sollte). Sie sind leiser und freundlicher und können sich sogar vorstellen, wie BMW-Zipse, dass man in der Stadt – "zurecht" – ohne Auto leben kann.
Einmal abgesehen davon, dass keiner von ihnen die Performance auf die Bühne brächte, die den Altvorderen zur Ausstellung ihres Egos diente, sind sie einfach jünger, weniger autoritär, wenn auch nicht minder hart, aber durch die äußeren Umstände davor gefeit, Allmachtsphantasien zu entwickeln. Die Verfassung der deutschen Autoindustrie ist halt nicht so, dass sie sich als Stolz der Nation aufspielen könnte, made in Germany ist kein automatischer Türöffner mehr in der Welt, Trump und Johnson drohen. Und das heilige Blechle ist ziemlich profan geworden. Es ist laut und stinkt. Immer noch.
Natürlich nicht im Museum, wo rund 300 Gäste a 1600 Euro Teilnahmegebühr ihre Leckereien neben blankgewienerten Porsches verspeisen, und sich manch einer darüber lobend äußert, nachdem er auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt bei VW nur vegane Burger gekriegt hat. Das hat zur Verkündigung der Serienproduktion des Elektro-Volkswagen ID 3 gepasst, die am 4. November stattfinden und den Auftakt zumindest der Klimarettung bilden soll.
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helago
am 04.11.2019