1993 berief Erwin Teufel die "Zukunftskommission Wirtschaft 2000" ein. Als der damalige Ministerpräsident einige der neuen Berater und eine Handvoll JournalistInnen zum Gespräch einlud, überraschte Roland Berger, der Star am Consultinghimmel, mit der Erkenntnis, dass selbst die renommierten deutschen Hersteller nur dann eine Zukunft hätten, wenn sie endlich die Produktion von Öko-Autos ins Visier nähmen. An erstaunlichen Zitaten aus dieser Zeit ist ohnehin kein Mangel. Dieter Zetsche, ehedem Mercedes-Entwicklungsingenieur, dachte laut über die Gefahr nach, eine "ökosensible Kundschaft" könnte den Markt zum Kippen bringen, und übers Drei-Liter-Auto, weil sich "schon bald kein Autokäufer mehr sagen lassen wolle, sein Konsum sei gegen die Gesellschaft gerichtet".
Die Wirklichkeit schrieb andere Geschichten. Nicolas G. Hayek, Miterfinder des Smart, trennt sich von Daimler, nicht zuletzt, weil der Untertürkheimer Weltkonzern doch keinen Stadtflitzer mit Elektromotor bauen will. Stattdessen kommt die erste M-Klasse auf den Markt. Die Verantwortlichen jubeln. Neun von zehn KäuferInnen des Kolosses, der für JägerInnen und FörsterInnen und die Bewältigung von steilen Waldwegen, tiefen Furten oder hohen Schwellen ausgelegt ist, leben in der Stadt. Wenigstens für kurze Zeit geht eine gewaltige Aufregung durch die internationale Autowelt im Allgemeinen und das Autoland Baden-Württemberg im Besonderen: Als die schwedische Zeitschrift "Teknikens Värld" 1997 enthüllt, dass und warum der "beste und sicherste Kompaktwagen der Welt" (Mercedes-Werbung für die taufrische A-Klasse) bei nur 60 Stundenkilometern umkippt.
Ging sang- und klanglos unter: Elektromodell Zebra
1,3 Milliarden Euro hatte das Unternehmen in die Entwicklung des "Baby-Benz" gesteckt. Mercedes-Chef Jürgen Hubbert kann seine Wut kaum zügeln vor den im Stuttgarter "Haus der Wirtschaft" zur Pressekonferenz eilig zusammengetrommelten AutojournalistInnen aus ganz Europa. Denn die schwedischen Tester hatten die Veröffentlichung mit der unbotmäßigen Forderung nach einem Verkaufsstopp verbunden. Wenig später tritt Konzernchef Jürgen Schrempp doch auf die Bremse. Die Produktion wird angehalten, eine dreistellige Millionensumme und eine riesige Werbekampagne werden nachgeschoben. Nur das "batterieelektrische Modell Zebra" geht irgendwie sang- und klanglos unter – trotz einer versprochenen Reichweite von 200 Kilometern.
10 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 05.08.2017Also flugs im PS-Forum kommentiert und auf unsere Rechtsgrundlagen, die bereits 1910 begründet wurden, hingewiesen!
Gleich noch dieser…