Vielleicht ist es in der schmucken Großen Kreisstadt Backnang so, wie bei Russell Mulcahys Schottenrock-Gemetzel "Highlander" oder in jedem anderen Männer-Duell der Alpha-Tierchen. Es kann eben nur einen geben. Die beiden Protagonisten in dem aktuell aufgeführten Stück heißen: Frank Nopper, seit 18 Jahren auf dem Oberbürgermeistersessel und Kandidat der CDU für den OB-Posten in der Landeshauptstadt. Und: Hermann Püttmer, Unternehmer, Gründer des Firmen-Imperiums Riva und bekennender Verächter des Erstgenannten.
Und wie in jedem historischen Streit von Nachbardörflern, weiß eigentlich keiner mehr so genau, warum man sich so spinnefeind ist. Nopper antwortet auf Anfrage: "Das müssen Sie Herrn Püttmer fragen." Und der wiederum meint: "Warum das Verhältnis zu Herrn Nopper sich so entwickelt hat, kann ich selber nicht erklären." Allerdings liefert der 82-Jährige noch einen psychologischen Deutungsversuch: "Da stecken sicher auch ein Stück Neid und Eifersucht dahinter."
Backnang ist halt nicht die Moschee in Mekka
Wenn für vermuteten Neid der wirtschaftliche Erfolg als Gradmesser dienen soll, liegt Püttmer sicherlich nicht ganz falsch. Der gelernte Kaufmann hat in einem Alter, in dem andere Entrepreneure auf Mallorca ihr Handicap verbessern, erst so richtig Gas gegeben. Mit Anfang 60 hatte Püttmer sein heutiges Unternehmen gegründet und als Entwickler von Aluminium-Gebäudeteilen im orientalischen Stil das saudi-arabische Königshaus beglückt. Mit rund 200 Millionen Euro Scheich-Starthilfe alimentiert, stampfte er eine Produktion von Bauteilen aus dem Boden und stattete damit die Fassaden der Großen Moschee in Mekka aus. In den drei riesigen Hallen auf einem Neun-Hektar-Areal in einem Gewerbegebiet am Rande von Backnang entstanden aber auch die Fassadenteile für zwei der jüngsten Hochhäuser in der City von Frankfurt am Main.
Man könnte also ganz profan sagen, dass es bis zum Corona-Ausbruch in der Püttmerschen Kasse erfreulich klingelte. Mit der eingenommenen Penunze zimmerte er sich ein gar nicht so kleines Firmenimperium (unter anderem Soehnle-Waagen und eine Batteriezellen-Produktion) zusammen und ging in Backnang auf Einkaufstour. Stücklesweise wanderten so auch die größten Teile eines maroden Stadtgebietes am Rande der historischen Altstadt in seinen Besitz. Das sogenannte Kälble-Areal könnte man wohlwollend als charmantes Nachkriegsgelände betrachten, man könnte aber auch sagen, die Flächen an der Murr wirkten wie DDR-Endphase-Kulissen.
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Ich
am 29.09.2020