Natürlich gibt es Möglichkeiten, sich sprachlich dem zu nähern, was am 12. August 1944 in dem toskanischen Dorf Sant'Anna di Stazzema passierte. Zum Beispiel mit einer Auflistung der nüchternen Zahlen und Fakten: Drei Einheiten des Zweiten Bataillons des 35. Regiments der 16. SS-Panzer-Grenadier-Division schlossen, aus verschiedenen Richtungen kommend, den Ort ein und töteten dort mindestens 560 Menschen, darunter etwa 130 Kinder. Das Massaker firmierte bei der SS als "Bandenbekämpfung", ein Euphemismus für kollektive Vergeltungsaktionen gegen die Zivilbevölkerung, wenn es etwa irgendwo Partisanenangriffe auf Einheiten der Wehrmacht oder SS gegeben hatte. Das Konzept kam überall zur Anwendung, wo deutsche Truppen Gebiete besetzt hatten, in Frankreich, Jugoslawien, Polen, Griechenland, der Sowjetunion. Oder eben in Italien. Allein dort wurden bei solchen Massakern mindestens 24.000 Menschen ermordet.
Schon in den bloßen Zahlen steckt Grauen, noch mehr steckt in den Beschreibungen dessen, wie der Massenmord in Sant'Anna di Stazzema geschah: Die Soldaten trieben Menschen in Gebäuden zusammen, erschossen sie dort oder warfen Handgranaten hinein. Am Platz vor der Dorfkirche in Sant'Anna starben die meisten, über hundert Menschen wurden hier zusammengetrieben, mit Maschinengewehren zusammengeschossen, dann rissen die Soldaten die Bänke aus der Kirche und warfen sie auf den Berg aus toten und halbtoten Leibern, kippten Benzin darüber, zündeten sie an. Die kleine Anna Pardini war das jüngste Opfer, noch keine drei Monate alt. Von ihr blieben nur ein paar Knochen und ein Häufchen Asche.
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Gerd Rathgeb
am 08.08.2024