Vor mehr als 78 Jahren verübten SS-Truppen ein Massaker im toskanischen Bergdorf Sant'Anna di Stazzema, bei dem schätzungsweise 560 Menschen – darunter vor allem Frauen, Kinder und ältere Personen – auf unmenschlichste Art und Weise getötet wurden. Am vergangenen Sonntag wurde im Zuge der von den Anstiftern initiierten Veranstaltungsreihe "30 Tage im November" daran erinnert. Italienische und deutsche Teilnehmer:innen des diesjährigen Friedenscamps in Sant'Anna berichteten von ihren Erfahrungen, ihren Eindrücken und dem, was sie daraus für die Gegenwart und die Zukunft ableiten.
Bedauerlicherweise fanden sich nur um die 50 Besucher:innen im Erinnerungsort Hotel Silber ein – mehr als die Hälfte davon gehörte zu den Camp-Teilnehmer:innen oder dessen Organisationsteam. Sie alle trugen einen Sticker mit dem Symbol des Friedenscamps von Sant'Anna: eine gelbe Blume mit blauen Blüten, die an ein Vergissmeinnicht erinnert. "Nicht vergessen"; "non dimenticare" – diese Worte fielen immer wieder an diesem emotionsgeladenen Abend.
Für den diesjährigen Camp-Teilnehmer Tamer Varol wurde durch die im Camp gesammelten Erfahrungen "Geschichte aus den Gesichtern der Zeitzeugen sichtbar und aus ihren Stimmen hörbar". Das helfe ihm, heute und morgen zu einem wachsamen Bürger der Europäischen Union zu werden, der sich einsetzt für die Demokratie und den Frieden. Denn in einem sind sich die jungen Menschen im Saal einig: "Mai più Sant'Anne!" – "Nie wieder Sant'Annas!"
Splitter im Kopf und in der Seele
Eben dies definierte Peter Grohmann, einer der Koordinatoren der Anstifter, als Ziel der Veranstaltungsreihe 30 Tage im November: Bezüge in die Gegenwart herstellen und zeigen, wie und ob so etwas heute oder in naher Zukunft wieder passieren könnte. Im Camp geschah diese Erinnerungsarbeit auf verschiedenste Art und Weise. Eine Gruppe wählte den künstlerischen Zugang, um "die Ereignisse von damals mit der Erfahrung der heutigen Teilnehmer:innen zu verbinden". Die Werke sprechen für sich: zwei Gesichter, zwei unterschiedliche Lebenswelten und doch tragen beide die Erinnerung wie ein Mahnmal weiter.
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