Er sei "erstaunt darüber, wie viel Unwissenheit über Menschenrechte besteht", sagt "Stiftung Geißstraße"-Vorstand Michael Kienzle. Bei manchen gehe es nicht über den Anspruch hinaus, den eigenen Diesel in Stuttgart weiter fahren zu dürfen. Dabei seien "Menschenrechte die Grundlage unserer Existenz" fügt Kienzle beim Netzwerktreffen des Projekts <link http: www.0711menschenrechte.de _blank external-link-new-window>"Vielfalt: 0711 für Menschenrechte" am 18. September hinzu.
Es besteht ganz offensichtlich Aufklärungsbedarf. Um das zu leisten und für die Menschenrechte Flagge zu zeigen, haben Peter Grohmann und sein Bürgerprojekt Die AnStifter sowie die Stiftung Geißstraße daher im Juni begonnen, für das Gemeinschaftsprojekt zu mobilisieren. Die Resonanz, die über die Stadtgrenzen Stuttgarts hinausgeht, hat auch die gut vernetzten Initiatoren überrascht – selbst der Arbeitskreis Asyl aus Benningen in der Nähe von Heilbronn unterstützt das Vorhaben. "Wir haben nicht erwartet, dass es so voll wird", sagte denn auch ein gut gelaunter Grohmann beim letzten Netzwerktreffen. Die gesamte Teilnehmerliste von "Vielfalt: 0711 für Menschenrechte" ist mittlerweile auf rund 200 Beteiligte angewachsen, auch Kontext unterstützt die Aktion. Nach Angaben der Organisatoren stößt sie auch in den Parteien auf positive Resonanz – nur nicht bei der AfD, die das Ganze als "Wohlfühlveranstaltung" ablehne.
Anlass für die Aktion ist die Verkündigung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen vor 70 Jahren, am 10. Dezember 1948. Da die Menschenrechtskonvention 30 Artikel umfasst, haben die Stuttgarter Organisatoren dazu aufgerufen, an den 30 Tagen zwischen dem 11. November und dem 10. Dezember, "unsere Menschenpflicht zur Stärkung der Menschenrechte wahrzunehmen".
Von Theateraufführungen bis Suppenküchen
So bunt die Schar der Unterstützer aus Initiativen, Gruppen, Institutionen, Organisationen, Theater, Stadträten, Professoren und Studenten ist, so bunt sind auch die angekündigten Beiträge, die vier Wochen lang die Bedeutung der Menschenrechte ins öffentliche Bewusstsein heben sollen – das Spektrum reicht von Aktionen, Vorträgen und Debatten bis hin zu künstlerischen Interventionen. So plant das Theater Lokstoff eine Aufführung im Container und das Junge Ensemble Stuttgart eine Veranstaltung mit der Kinderbeauftragten der Stadt. Studierende der Merz-Akademie wollen eine Ausstellung am Österreichischen Platz machen, die Evangelischen Frauen in Württemberg haben Frauenrechte als Thema. Die SPD will sich einbringen genauso wie die Türkische Gemeinde Baden-Württemberg, die Grünen planen Infostände, die Caritas plant eine Suppenküche unter der Paulinenbrücke. Bei "100% Mensch" geht es um sexuelle Gleichstellung. Und das Interesse von Schulen wecken will das Jugendhaus Mitte. Es bietet Workshops an, bei denen Jugendliche angeleitet werden, einen Werbespot zu Menschenrechten zu drehen. Jungfilmer können aber auch von sich aus einen Beitrag einreichen (über diesen <link http: www.minimalfilm.de _blank external-link-new-window>Link).
4 Kommentare verfügbar
Manfred Fröhlich
am 27.09.2018Es genügt nicht, die Menschenrechte privat zu achten, aber diese im beruflichen Alltag zu verletzen. Oder diese verletzen zu müssen, um das Firmeninteresse zu erfüllen. Oder den Arbeitsplatz nicht…