"Von mir können die kein Mitleid erwarten", sagt ein älterer Herr grimmig, als ihm eine Frau einen Demo-Flyer in die Hand drückt. Eine unter 250 Menschen, die am vergangenen Samstag durch die Sindelfinger Innenstadt gezogen sind, um gegen das Sterben auf dem Mittelmeer zu protestieren. Der Mann dagegen findet: "Es sind schon viel zu viele von denen gerettet worden." Er sagt das so leicht dahin, als ginge es ums Fernsehprogramm. Oder darum, ob man heute die blauen oder grünen Schuhe anziehen soll. Aber wenn man eine Weile über diesen Satz nachdenkt, offenbart sich die eigentliche Dimension dessen, was hier als Zynismus vom Straßenrand herüber schwappt.
Denn was das Bleibenlassen in der Konsequenz bedeutet, formulierten geistig Gleichgesinnte vor zwei Wochen in Dresden aus. Während das Rettungsschiff "Lifeline" mit 234 Menschen an Bord, darunter vier Babies und eine Schwangere, fünf Tage lang keinen europäischen Hafen ansteuern durfte, skandierte der Mob unter Jubelschreien: "Absaufen! Absaufen! Absaufen!"
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Wolfgang Rösner
am 03.08.2018Es darf angenommen werden, dass die Bootefahrer die Gefahren Ihrer Handlungsweise kennen. Sie nehmen das Risiko in Kauf, um ihren Traum vom besseren Leben möglicherweise zu erfüllen, bewußt mit dem Risiko des Scheiterns. Je mehr…