Fuchs und Hase sagen sich hier "Gute Nacht" – sofern sie dabei nicht vom Autolärm der dörflichen Durchgangsstraße gestört werden. Öffis bringen einen nicht bis ins Laubachtal auf der Schwäbischen Ostalb, man fährt Auto. Hier wohnt seit Langem der Bassist Markus Braun: im letzten Haus, das noch zu Aalen gehört, also jottwede. Zwei Etagen hat er gemietet in einem alten, holzverkleideten Bauernhof, der inmitten von saftigen Wildblumenwiesen zwischen Wäldern gelegen ist. "Hier im Wald", sagt er, "ist die Künstlerdichte recht hoch." Auf dem Nachbargrundstück weiden gerade die Schafe und zwei Ziegen seines Musikerkollegen Rolf Siedler, mit dem er in der Band "Unterbrechersyndikat" spielt. In der Nähe lebt auch Ernst Mantel, der schwäbische Mundartmusiker und Kabarettist.
Markus Braun ist ein unaufgeregter, sympathischer Kerl, der stets mit ruhiger Stimme spricht. Er ist auch cool geblieben, als im vergangenen Jahr der erste Lockdown sein freiberufliches Musikerleben zum Stillstand brachte. Hätte er nie gedacht, sagt er, dass ihm sowas mal passiere. Obwohl er sich bewusst für diesen unsicheren Job als freier Musiker entschieden habe. "Aber ich dachte insgeheim, dass es für mich immer irgendwie weitergeht, ich kann doch immer irgendwo mitspielen." Aber dann. Ihm ging's zunächst wie allen freien MusikerInnen: alles abgesagt, null Konzerte, keine Gagen mehr. Mit einem Schlag.
In einem kleinen Wandregal in der Küche liegen ein paar Golfbälle. Aber Markus Braun interessieren Golfplätze nicht, erst recht nicht in Hinsicht auf Beziehungspflege. Er ist nicht so der PR-Charakter. Hat nicht einmal eine Website. "Wozu?", fragt er. Die Bälle reizen ihn, weil er Klangsammler ist. "Knallhart" seien die, geben also spezielle Laute von sich, wenn man sie auf den Boden fallen lässt.
Lieber cool als Geigenkoffer
Oben, in seinem Mini-Aufnahmestudio unterm Dach, kuscheln sich diverse Instrumente aneinander: von der winzigen Bass-Ukulele über einen Nachbau des legendären Höfner-E-Basses, den einst Paul McCartney spielte, bis zum wuchtigen Kontrabass. Markus Braun wurde 1975 in Ellwangen geboren, hinein in eine musikaffine Familie, in der viel Hausmusik gemacht wurde. Die Eltern, gute HobbymusikerInnen, animierten beide Söhne und die Tochter zum Instrumentalunterricht. Sohn Markus fing mit der Geige an, erhielt zunächst Unterricht vom Vater. Später stieg er auf die coolere Gitarre um. "Naja", sagt er, "wenn man 14 ist und die anderen düsen mit dem Mofa rum, wird einem das ein bisschen peinlich: mit dem Geigenkoffer herumzulaufen."
1 Kommentar verfügbar
Hendrik
am 18.06.2021Eine sehr geile Sache. Spaß, ein kleiner Spaziergang und handgemachte Musik.
Da ziehe ich vor den Organisatoren den Hut, so was geniales, spaßiges auf die Beine gestellt zu haben.