Smadar Goshens letztes Tanzstück "Women rocking like rock" ist fertig geprobt und hätte eigentlich im November 2020 beim interkulturellen Festival "Made in Stuttgart" auf die Bühne kommen sollen. Im September brachte sie noch ein Zweipersonen-Tanzstück über die Verlangsamung aufgrund der Corona-Krise zur Aufführung. Seitdem geht – öffentlich – nichts mehr.
Das heißt aber nicht, dass die israelische Choreografin und Tänzerin, die seit 15 Monaten in Stuttgart ist, untätig wäre. Sie arbeitet an einer Choreografie für Eric Gauthiers Dying Swans Projekt: eines von 16 dreiminütigen Soli für die 16 TänzerInnen seiner Compagnie, damit alle etwas zu tun haben. Außerdem bereitet sie, gefördert vom Kulturamt der Stadt, ein Stück vor, das im Juli Premiere haben soll. Sie hat schnell gelernt, Anträge zu schreiben, unterstützt vom Produktionszentrum Tanz und Performance, wo sie gerade mit Selina Koch, Martina Gunkel und Johannes Blattner trainiert.
TänzerInnen müssen beweglich bleiben. Aber im Moment geht nichts voran. Blattner arbeitet an seinem Stück "Die gemütliche Wahrheit", interaktiv angelegt als Livestream mit Publikumsbeteiligung und gefördert im Rahmen des Bundesprogramms Neustart Kultur, das vor Kurzem auf eine zweite Milliarde aufgestockt wurde. Es ist kein Corona-Stück. Blattner will die Zuschauer auf andere Gedanken bringen.
Ungefähr 60 KünstlerInnen arbeiten im Produktionszentrum im Felsenkeller, einem 1880 erbauten Ausflugslokal in der Nähe des Feuerbacher Bahnhofs, das noch schöner sein könnte, wenn nicht auf der Tunnelstraße davor pausenlos der Verkehr rauschen würde. Alle sind Solo-Selbständige, also Freiberufler, betont Isabell Ohst, die das Produktionszentrum seit fünf Jahren leitet. Sie leben von Projektförderung. Wenn ein Stück uraufgeführt wird, müssen sie den Antrag für das nächste längst geschrieben haben.
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Peter Bähr
am 03.03.2021