Für die Kulturschaffenden legte sich der Autor und Flaneur Joe Bauer einmal mehr ins Zeug. Er kritisierte, dass "Kunst und Kultur für die herrschende Politik nicht systemrelevant sind." Deshalb werden sie "wie ein Freizeitvergnügen behandelt". Doch aus Theatern und Galerien entstehe etwas, das für unser Leben und den kritischen Blick auf die herrschenden Verhältnisse notwendig sei: "Kultur ist unverzichtbar im Kampf gegen Unterdrückung", sagte er unter großem Beifall der 300 KundgebungsteilnehmerInnen. Gegen eine Politik der Ungerechtigkeiten müsse man sich wehren wie ein Opernchor: mit unterschiedlichen Stimmen für ein gemeinsames Ziel. Das verlangt Koordination und ein Bewusstsein vom Ganzen. Es tut sich etwas in Stuttgart, so Bauers Fazit.
Die Ska-Band "No Sports" sorgte für heitere, aber auch kämpferische Stimmung. Die Transparente forderten "Schutzschirm für Menschen statt für Kredite" oder "Management abbauen, nicht die Belegschaft – Solidarität mit den Eberspächer Kollegen". Unter diesem Transparent stand Sidar Carman vom DIDF (Föderation Demokratischer Arbeitervereine): "Der Mensch und seine Bedürfnisse müssen im Mittelpunkt stehen." Die Krise lege die Mängel des herrschenden Systems offen. Angesichts der schwersten Rezession seit Jahrzehnten, die bereits mit Wucht den Arbeitsmarkt getroffen hat, dürfe man nicht "zu ungleichen Verhältnissen" zurückkehren. Carman betonte, dass man sich für "solidarische Perspektiven starkmachen muss". Das ginge nur ohne "Trennung und Ausgrenzungen", gemeinsam von unten und mit allen Beschäftigten. Denn, so Carman, "die Erfahrung aus der letzten Banken- und Finanzkrise zeigt, dass der Staat wieder einmal das Kapital und die ökonomisch-politischen Regelwerke rettet."
Das machte auch Alexander Münchow (Landesbezirkssekretär NGG-Südwest) deutlich, der die skandalösen Zustände in der Fleischindustrie anprangerte und sagte: "Wir sollten nicht so viel Mitleid mit den Kapitalisten haben." Sie seien bislang die Profiteure der Krise, wie die milliardenschweren Rettungsprogramme, die Aushebelung von Arbeitsgesetzen und die Debatte um die Aufhebung des Mindestlohns zeigten. Heute sei es wichtiger denn je, die Gewerkschaften für kommende Auseinandersetzungen zu stärken. Man müsse auch sprechen über das riesige Vermögen der Reichen, woher es kommt und dass es sich auch in Krisenzeiten vermehrt (hier gibt es seine Rede in voller Länge zum Herunterladen).
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!