"Aristoteles war es, der meinte: alle Pflanzen hätten nur einen Splitter unserer Seele, ein Seelenteil, das sich ernährt", fügt Somnus hinzu und erklärt damit, was er mit den "Alten der Vorzeit" meint. "Pyramide des Lebens, Krone der Schöpfung", stößt er verächtlich hervor. "Schulmeisterst du?", neckt ihn Iris. "Hat es noch keinen Namen?", fragt Somnus nach dem neuen Wesen. "Cefalo. Das ist sein Name", schaltet sich Phöbus ein, der unbemerkt näher getreten ist. "Cefalo, den die Morgenröte raubte." Hier wird nun im Film ein Chor aus der im Jahr 1600 uraufgeführten Oper "Il rapimento di Cefalo" von Giulio Caccini zu hören sein, die eben die Entführung des Cephalus durch Aurora, die Göttin der Morgenröte zum Thema hat.
"Der Schlaf der Blätter ist eine so augenfällige Erscheinung", deklamiert Somnus in der nächsten Szene und räkelt sich auf einem ramponierten Sofa. "Selbst die Menschen der Vorzeit konnte er in seinen Bann schlagen: Plinius, später Linné mit 'Somnus Plantarum'". Das stammt von Charles Darwin, der in erster Linie eigentlich Botaniker war, wie Döring hervorhebt. Somnus heißt in der Tat Schlaf, und das Stück aus der Cavalli-Oper, das zu der Szene erklingt auch, nur eben auf Italienisch, "Sonno". Zwei lange Kapitel seines Buchs "The Power of Movement in Plants" (Das Bewegungsvermögen der Pflanzen) hat Darwin dem Schlaf – oder den "nyctitropischen Bewegungen" – der Pflanzen gewidmet.
Eigentlich müsste zu Somnus' Auftritt ein Chor zu hören sein. Wenn die drei SängerInnen Gries, Boresch und Fluck hier im Gewächshaus nur sprechen, liegt das daran, dass es zu aufwendig gewesen wäre, die Singstimmen zu synchronisieren. Aufnahmen in dieser Umgebung wiederum wären in der Klangqualität unbefriedigend geblieben. Aber im Soundtrack sind die drei durchaus auch singend zu hören.
Passt auch zu einer Aktion von Extinction Rebellion
"Fuggi fuggi fuggi", singen sie: ein in der Renaissancezeit in ganz Europa weit verbreitetes Lied, das noch ins Thema von Bedřich Smetanas "Die Moldau" eingegangen ist. Im Film werden sie dazu im Aquaponik-Wasserbecken des Chloroplast-Gewächshauses tanzen, zwischen Tilapia-Fischen, deren Ausscheidungen die Pflanzen düngen, die gleich daneben aus grauen Kunststoffröhren hervorwachsen.
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