Tiefgaragen und Parkhäuser sind in Kies-Fachstudien die schlimmsten Betonfresser. Neubauten werden für Stadtplaner entbehrlich in Konzepten von verkehrsberuhigten Innenstädten. Die beiden heikelsten Aspekte von Kies sind die emotionalsten: Den Bau von Mehrfamilien-Häusern zu forcieren hieße nicht nur, den Verbrauch von Rohstoffen im Hausbau zu reduzieren, sondern auch die Zersiedelung der Landschaft, weil weniger Zufahrtsstraßen gebaut und asphaltiert würden, wofür Kies die Grundlage ist. Und dann? Kein Gärtle mehr mit Kieszaun und Hollywood-Schaukel? Das ist grüne Ideologie pur, meinen viele. Und dann noch die Forderung von Umweltinstituten und Umweltbewegungen, den Autobahnbau zu stoppen! Die Antwort: Die Baumcamps im Dannenröder Forst gegen den Ausbau der A96 mit Hundertschaften der Polizei räumen, den Wald roden und die Anarchie hat ein Ende. Ein Schampus auf die verkehrspolitischen Betonköpfe, auf die Betonindustrie und den wachsenden Kiesabbau. Kies bringt Kohle. Da sind wir wieder bei der Besetzung des Altdorfer Waldes im Kreis Ravensburg in Oberschwaben.
Ein Konglomerat aus Kiesgewinnlern
Der Altdorfer Wald, seltener Mischwald mit kleinen Biotopen, Mooren und zahllosen Quellen, ist mit etwa 10.000 Hektar, also ungefähr 100 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Waldgebiet Oberschwabens, in staatlichem, kommunalem und privatem Besitz des Waldburg-Wolfeggschen Adels. Im bis 2020 gültigen Regionalplan für den Bodenseekreis, die Landkreise Sigmaringen und Ravensburg ist dieser Wald als Naturschutzgebiet mit Bannwald ausgegeben. Im bis 2036 geplanten Regionalplan aber soll er für den Kiesabbau freigegeben werden. Dagegen mobilisiert der Verein Natur- und Kulturlandschaft Altdorfer Wald, Teil einer Bewegung von über 30 Initiativen für einen "zukunftsfähigen Regionalplan". Regionale Sektionen von Scientists for future, Fridays for future, der BUND, Teile der SPD und der Grünen gehören dazu und etliche Bürgermeister aus dem Landkreis Ravensburg.
Der künftige Regionalplan ist für sie ein "weiter so", Wachstumsideologie ohne Nachhaltigkeit, ohne Klimakonzept. Keine Koordination von Industrieparks unter den Kommunen, der Flächenverbrauch, die Zersiedelung der Landschaft mit individualistischen Wohnformen nehme zu, sagt Barbara Herzig vom BUND, berechnet auf nachweislich zu hohem Bevölkerungswachstum. Konzepte zur Reduktion von Primär-Rohstoffen wie Kies, Recycling, Sanierung und alternative Baustoffen tauchen im Regionalplan 2035 nicht auf.
Ein konzeptionsloser "Status Quo", ohne Alternativen, ist auch eine Studie der IHK, der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben, in der der Abbau von Gesteinsrohstoffen als unabdingbar gesehen wird, "weil wir sie brauchen für den Wohnungsbau, öffentliche Gebäude, Straßen …, ja selbst Windkraftanlagen." Die IHK vertritt die Interessen seiner Mitglieder, wozu angeblich auch viele Familienbetriebe im Rohstoffabbau zählen. Zählt dazu auch das undurchsichtige Firmengeflecht der Firma Meichle+Mohr, die den Kiesabbau in Oberschwaben monopolisiert? Zu ihr gehört in unmittelbarer Nähe des Altdorfer Waldes die Kiesgesellschaft Karsee.
2 Kommentare verfügbar
SSV Ulm 1846 - aweng asozial, aber immer antifaschistisch!
am 11.05.2021Die ganzen Neubaugebiete sind sowas von umweltschädlich: Flächenverbrauch, Verbrauch von Wohnfläche, Verbrauch von Ressourcen. Baut endlich wieder große Häuser mit vielen Wohnungen drin, so wie in den Städten.…