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Ausgabe 244
Schaubühne

Anpacken im Winterquartier

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Datum:

Thomas Barth, Immobilienfachmann mit Geld und Herz, besitzt seit 2014 ein ausufernd großes Grundstück im Niemandsland bei Weinstadt. Vergangene Woche hat er rund 80 Flüchtlinge dort einquartiert. Eine Schaubühne übers Anpacken.

Um kurz vor zehn kommen die ersten Flüchtlinge mit dem Bus aus der Erstaufnahme in Ellwangen an. Das DRK, Sozialarbeiter, Wachschutz, Hausmeister, Techniker, Monteure und Helfer des AK Asyl Weinstadt sind bereits seit dem Morgen da.
Thomas Barth begrüßt seine Gäste. Keiner spricht Deutsch, die wenigsten Englisch, aber mit Händen und Füßen klappt es ganz gut.
Zwei Wochen haben die Helfer gebraucht, um das Gebäude aus Gestrüpp und Gebüsch zu schälen. Als die ersten der fast 80 jungen Männer einziehen, riecht es nach frischem Kaffe.
"Da lang." Karl-Heinz Krudlinski dirigiert durchs Haus. 76 ist er und freut sich über die Flüchtlinge auf dem Schönbühl. Früher habe rund ums Haus das SEK und die Hundestaffel trainiert, erzählt er. "Ich war schon immer gegen die Bullerei hier."
Ganz schön deutsch: warten. Hier vor der provisorischen Registrierstelle im Erdgeschoss.
Innen pflastern dutzende Schicksale den Boden. Was fehlt ist ein großer Tisch.
Manche Probleme tauchen erst bei genauem Hinschauen auf: In diesem Durchgangszimmer schlafen acht Personen, in dem nebendran sechs. "Not good", sagt ein Afghane und streitet ein bisschen.
Das ganze Haus summt und brummt, alle haben etwas zu tun: Betten aufbauen, Matratzen beziehen, Spinde und Kühlschränke auspacken.
Es gibt Bananen, Orangen, Hefezopf, Marmorkuchen. "Zwei Männer haben bemerkt, wie ich's im Kreuz hab", erzählt eine Helferin verwundert. "Sie haben alle Körbe mit Lebensmitteln aus dem Auto hergetragen, ich musste garnichts mehr machen."
Ganz schön kalt in Deutschland, bibbert Usman Muhammad und schlürft seinen Tee.
"Keep it clean, keep it peaceful", sagt Thomas Barth. Müll in den Eimer, keine Schlägerei. "Wir freuen uns, dass ihr hier seid. Herzlich willkommen."
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Zu Thomas Barths kleiner Siedlung führen schmale Wege durch Weinberge, übers Feld, an Kleingärten vorbei, Hügel hoch, Hügel runter. In einer Senke liegt sein Gehöft, eine Hand voll Bauernhäuser und Scheunen im Nirvana zwischen Beutelsbach und Weinstadt, urig und ein wenig versifft von 14 Jahren Leerstand. Eigentlich wollte Immobilienmann Barth eine Ökosiedlung auf das Gelände des ehemaligen Jugendheims bauen. Nun hat er eines der Gebäude über den Winter an den Landkreis vermietet. Für Flüchtlinge. Einen Euro Miete nimmt er pro Monat, symbolisch. Am vergangenen Donnerstag sind die Männer aus Pakistan und Iran eingezogen.

Mehr zur geplanten grünen Modellsiedlung auf dem "Schönbühl" lesen Sie demnächst in Kontext.

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6 Kommentare verfügbar

  • Ulrika
    am 07.12.2015
    Antworten
    Die Flüchtlinge müssen eine halbe Stunde zu Fuß gehen! Welch ein Jammer! Das Gejammer der Menschen im Autoland Deutschland geht mir auf den Wecker! Da fliehen Menschen Hunderte Kilomenter durch Süd- und Südosteuropa und man kann ihnen eine halbe Stunde zu Fuß nicht zutrauen? Unsereins, vor 1980…
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