Anschaffen? Abschaffen? Von mir aus machen wir die Läden alle wieder zu, ich möchte dann vorher nur geklärt haben: Wer besorgt es dann den Bedürftigen? Das sind ja nicht grade wenig, 1,2 Mio. Kunden am Tag. Hier bei uns. Die Arbeit ist ja da. Und das sind zufriedene Kunden, die fahren zuerst ordentlich ab, dann kommen sie pünktlich, da träumt die deutsche Bahn noch von. In Japan haben sie die Frauenausbeuterei im Griff, da haben sie Puffs mit Puppen zum Poppen; da gibt es aber auch Kunden, denen ist der Unterschied noch gar nicht aufgefallen. Kannst du mit dem deutschen Mann nicht machen. Das merkt der. Doch. Die Frauen sagen ja, der Beruf selber, ja Gott, das Leben ist kein Wunschkonzert, das Unangenehmste an dem Beruf Hure, das ist eigentlich, sagen sie, dass alle dich scheiße finden. Und das war ja nicht immer so.
Die erste Professionelle, die verbürgt ist, war ein Star ihrer Zunft. Eine Celebrity ihrer Zeit. Dabei kam die im Prinzip aus der kirchlichen Sozialarbeit, die war Tempelhure in Mesopotamien. 4000 Jahre ist das her. Und ebendiese Schamchat bekam eines Tages von König Gilgamesch den Auftrag, sie sollte aus einem halbwilden Viehhirten ein brauchbares Mitglied der menschlichen Gemeinschaft machen: Er ist ein Mann, hilf ihm, ein Mensch zu werden. Also so eine Art Bauer sucht Frau. Die Fachkraft hat dann den Jungen, Enkidu, hieß er, die hat den nachts um sein bisschen Verstand gebracht, ihm bei der Gelegenheit beigebogen, wo man bei Frauen drücken muss, damit es klingelt, und tagsüber hat sie ihm den Rest der Zivilisation erklärt. Dass man sich was anzieht, sich vorher wäscht, mit Messer und Gabel isst, auch mal reden kann statt immer nur hauen. Als die mit dem fertig war, der hat im Sitzen gepinkelt, den Müll runtergetragen und mit sauberen Fingernägeln am Tisch gesessen. Und war im Bett ein Gott.
Ich meine, wir können verdammt froh sein, dass es Frauen gibt, die sich professionell um Männer kümmern. Als Ehrenamtlerin kommst du da mitunter an die Grenzen. Und es steht ja nirgendwo geschrieben, dass Frauen, die was arbeiten, es dabei immer schlecht haben müssen. Nicht beim Lidl, nicht beim Siemens und auch nicht im Bordell. Die Püffe könnten ja auch ganz anders aussehen.
Freier-Markt ein freier Markt
Ich will mal so sagen, ich kaufe aus Prinzip keine billigen Eier, die schmecken mir nicht. Das ganze Drumherum schmeckt mir nicht, Hühnerbaron, Hühnerknast, das ist nicht meine Welt. Wenn ich Appetit auf ein leckeres Ei hab, dann weiß ich, das wird jetzt richtig teuer, das geht ins Geld, dann spar ich mir das zusammen, da gibt es eben nicht jeden Tag eins. Sie verstehen gleich, worauf ich rauswill. Preisfrage: Warum gibt es Bioeier? Weil der Hühnergott auf einmal sein Geflügel lieb hat? Oder Angst vor der Hölle? Falsch. Bioeier gibt es, weil wir die wollen. Da entsteht eine Nachfrage, und prompt generiert sich das Angebot. Klingelt's? Der Freier-Markt ist auch ein freier Markt, und der Kunde ist König. Schlimm gerupfte Hühnchen in der Liegebatterie, die muss es nicht geben. Preisfrage. Wenn der Kunde wollen würde, dann würde der in aller Würde quasi in einem Biopuff kommen. In freier Gesellschaft von frei laufenden Hühnern in artgerechter Haltung, mit Transfair-Siegel, amtlich konzessioniert, sauber, legal und sicher.
Sicher für alle Beteiligten. Es nimmt ja in den Buden auch keine Bauaufsicht der Domina ihre Folterkammer ab. Gut, der Kick wär wahrscheinlich auch im Eimer. Das braucht man sich nur vorzustellen: Der Sklave, auf allen Vieren im Erziehungszimmer, angekettet, gefesselt, geknebelt, von oben bis unten in Latex gedreht, lost in time and space; und dann linst der durch die Augenschlitze von seinem Zorro-Kostüm – auf das Siegel vom Technischen Überwachungs-Verein. Da ist es ja rum mit der Romantik. Aber das ist es doch sowieso.
Die Hälfte der Frauen lässt sich heute scheiden, und das, obwohl es in der Wäscheabteilung vom Kaufhof mittlerweile aussieht wie bei Beate Uhse. Oder grade deswegen. Womöglich ziehen die diese Wäsche nämlich gar nicht zu Hause an. Die wären auch schön blöd. Stichwort Hobbyprostitution: Gekocht hab ich nix, aber kuck mal, wie ich hier liege. Reich geworden sind damit noch die wenigsten, aber das muss ja nicht so bleiben. Frauen sitzen auf ihrem Kapital. Und Kapital muss arbeiten. Wir haben es mit selber arbeiten probiert, aber kommt ja nix bei rum. Frauen machen zwei Drittel der Arbeit in der Welt, für zehn Prozent vom Lohn, wir sitzen mit 100 Prozent Kapital auf einem Prozent Grund und Boden des Planeten und knabbern an einem Prozent Vermögen. Rendite unter aller Sau. Aber sehen wir es doch mal pragmatisch: Männer wollen rund um den Globus chronisch mehr Sex, als sie kriegen können, Frauen sind chronisch klamm. Da geht doch was.
Der Kunde will heute Eventpoppen
Bio ist ein Wachstumsmarkt, auch im Gewerbe. Der moderne Klient, der hat die letzten vierzig Jahre auch nicht an der Wand geschlafen, der möchte heute nicht mehr bei Nacht und Nebel mit hochgeklapptem Mantelkragen rein, raus. Der aufgeklärte Kunde will heute Zuwendung, Aufmerksamkeit, der will nicht nur Wartung, sondern Pflege, der will Wellness, der will Eventpoppen. Der will sogar, dass es der Frau dabei gut geht. Und möchte trotzdem nachher wieder weg. Und zwar ohne Theater. Das kann auch für die Frau mal schön sein: Der Mann kommt, dann legt er das Geld für die Miete auf den Tisch, und dann geht der auch wieder.
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am 03.12.2015