Würde Dobrindts Ziel von den umfallenden Dominosteinen und den hochgezogenen Zäunen erreicht, wären von Bayern über Österreich zwei Balkanrouten dicht: die im Norden über Ungarn, Rumänien und Bulgarien und etwas weiter südlich über Slowenien und Kroatien. Allerdings offenbarte neulich ein Lokalaugenschein von Amnesty International im kroatischen Bihać, an der EU-Außengrenze zu Bosnien-Herzegowina, dass derzeit die Hotspots des Flüchtlingsandrangs anderswo sein müssen. Im dortigen Lager Lipa sind jedenfalls mehr als tausend Plätze für gestrandete Menschen nicht belegt.
Schweiz: Die rechte SVP erhöht den Druck
Das rückt andere Fluchtrouten und damit die Schweiz in den Fokus. Deren Grenzkontrollen funktionieren, erklärte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kürzlich. Illegal Einreisende würden aufgegriffen und zugleich der kleine Grenzverkehr, "das selbstverständliche Miteinander im Alltag", kaum beeinträchtigt. Zugleich sehen sich Schweizer Verantwortliche seit Montag zusätzlich unter Druck, obwohl sich zwischen Konstanz und Kreuzlingen, in Rheinfelden oder zwischen Bad Säckingen und Stein durch die seit Montag geltenden Regeln ohnehin nichts geändert hat.
Aber kein Thema eigne sich "für die Rechtspartei so gut, um die Wählerinnen und Wähler bei der Stange zu halten", wie das Thema Asyl, urteilt die "Neue Zürcher Zeitung". Die rechtsgerichtete Schweizer Volkspartei (SVP) versucht, den Druck auf die politische Mitte zu erhöhen, und problematisiert sogar die Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge. Außerdem will sie den Familiennachzug begrenzen, humanitäre Visa abschaffen und ebenfalls Grenzen schließen. "Asylsuchende, die ein sicheres Land durchqueren, sind keine Flüchtlinge", heißt es in einem parlamentarischen Antrag.
Frankreich: Barnier will Sozialleistungen einschränken
Das wiederum träfe vor allem die Rechtsaußen-Regierung in Rom sowie den neuen französischen Premier Michel Barnier, der im Parlament keine Mehrheit hat und unübersehbar heftig rechts blinkt in Richtung der Nationalisten des RN rund um Marine Le Pen. In Paris werden schon drastische Maßnahmen erwogen, darunter, "die EU aufzumischen" und den Schengen-Raum auf jene Mitgliedsländer schrumpfen zu lassen, die ihre Grenzen "insgesamt und effektiv" schützen. Neuer Innenminister könnte mit Frédéric Péchenard ein langjähriger Weggefährte von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy werden. Barnier selbst ist für eine Einschränkung von Sozialleistungen und will die medizinische Versorgung von Asylbewerber:innen auf eine Notfallhilfe beschränken.
Niederlande: bei Ablehnung auf die Straße
Schon deutlich weiter sind die Niederlande. Marjolein Faber, Ministerin für Asyl und Migration von der radikal rechten Partei für die Freiheit (PVV), will "unser Land für Flüchtlinge so unattraktiv wie möglich machen". Dabei liegen die Zahlen in dem 18 Millionen Einwohner:innen zählenden Land seit langem stabil bei etwa 40.000 Asylbewerbern pro Jahr. Die sollen jetzt bei Ablehnung auf die Straße gesetzt werden. Wobei Städten erlaubt bleibt, die Betreuung auf eigene Kosten fortzuführen.
Immerhin, Amsterdam hat angekündigt, genau dies zu tun – und wird dafür von der neuen Rechtsaußen-Regierung scharf kritisiert. Die hat in ihrem eben erst verkündeten Regierungsprogramm die Idee von CDU-Parteichef Friedrich Merz aufgegriffen, einen Notstand zu erklären. Aktiv werden müsste dafür allerdings der niederländische König Willem Alexander. Wie in Deutschland warnen Europarechtler:innen vehement vor einem solchen Schritt. Auch deshalb werden in rechtsnationalen Regierungen in Europa noch ganz andere Ideen ausgebrütet, allen voran die eines Antrags an die EU-Kommission, von der europäischen Asyl- und Migrationspolitik abweichen zu können.
Dänemark: harter Kurs auf Kosten anderer EU-Staaten
3 Kommentare verfügbar
Bedenkenträger
vor 3 WochenIhr Vater war Flüchtling aus dem Iran. Sie führt unter anderem aus:" Aber die Wahrheit ist,
politisch Verfolgte wie mein alter Herr, für die das deutsche Asylrecht einmal gemacht war,
bilden den…