Ratlosigkeit, Angst, Resignation. Peter Grohmann, Kontext-Kolumnist, Vorstand des Bürgerprojekts "Die Anstifter" und Veranstalter des Demokratie-Kongresses, nimmt diese Gefühlslagen in seinem persönlichen Umfeld wahr. Was tun, wenn im Osten Deutschlands 30 Prozent der Wählenden ihre Stimme einer rechtsextremen Partei geben? Gegen den Rechtsruck in Deutschland? Gegen die Krise der Demokratie?
Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, sollen Akteur:innen verschiedener Bewegungen im Stuttgarter Theaterhaus zur Bestandsaufnahme zusammenkommen. Der "Mutmach-Kongress", wie ihn die Anstifter untertitelt haben, soll den Wahlerfolgen der AfD und den politischen Konsequenzen nachgehen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Auch eine bisher nur wenig gehörte Gesellschaftsgruppe ist dabei: die Jugend! Der Verein "Team Tomorrow" will über politische Beteiligung von Jugendlichen sprechen, damit künftig nicht über deren Kopf hinweg, sondern mit ihr entschieden wird. Mit dabei auch: die Medien. Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Schweiger klärt auf über Desinformationen und Fakenews im Netz, die Kontext:Wochenzeitung leitet eine Arbeitsgruppe über Presse.
Es geht um Sichtbarkeit
Im ersten der beiden Kongress-Blöcke macht die Theologin Cornelia Füllkrug-Weitzel den Anfang. Die ehemalige Präsidentin des Hilfswerks "Brot für die Welt" sieht die Demokratie "weltweit in Not". Über die Bedrohung der Demokratie in Deutschland, insbesondere durch die AfD, spricht Jurist und "Spiegel"-Bestsellerautor Hendrik Cremer vom Deutschen Institut für Menschenrechte. Dagmar Keller, ehemalige Fachschullehrerin, und die Autorin Elisabeth Kabatek sprechen über die "Demokratie unter Druck" – und Strategien dagegen.
Anschließend wird in Arbeitsgruppen diskutiert. Andrée Gerland, Geschäftsführer der Humanisten Baden-Württemberg, leitet die Gruppe "Demokratie fängt von unten an". Er betont, dass es dabei nicht allein um die Debatte, sondern insbesondere um die Sichtbarkeit gehe. "Dass man an einem Tag in einem Panel konkret nicht viel machen kann, steht außer Frage", sagt er am Telefon. Aber die Leute können aufeinander zugehen, sich vernetzen. Schon dazu bedürfe es Mut. Mit der Teilnahme am Kongress "steige ich in die Arena, mache mich angreifbar", sagt Gerland, und weiter: "Wenn man sowas nicht startet, startet man letztlich gar nichts." Er wolle auch Selbstzweifeln und Ängsten Raum geben, die in den Medien aktuell nicht klar verhandelt werden würden. Seine Generation sei zwar weniger auf TikTok präsent, dafür greife sie auf bewährte Strategien zurück: In einer schönen Umgebung, wie dem Theaterhaus, "Leute zusammenrufen".
Knapp 250 bis 300 Teilnehmer:innen hätten Platz im Saal des Theaterhauses, in dem der Kongress stattfinden wird. Interessierte sind gebeten, sich vorher anmelden: Im Eintrittspreis von 25 Euro ist Verpflegung mit einberechnet. Für Studierende, Senior:innen und all jene, die "finanziell schwach auf der Brust" sind, kostet der Eintritt zehn Euro weniger.
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Peter Grohmann
vor 2 Wochen