Die Lügenbolde entlarven, nicht ängstlich zittern
Und das alles wegen zwei Vorschlägen im grünen Wahlprogramm für den Bundestag. "Pro Kopf und Jahr essen wir Deutsche rund 60 Kilo Fleisch (…). Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen übernehmen", hieß es da. Und: "Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein ‚Veggie Day‘ sollen zum Standard werden." Zahllose KritikerInnen hatten keinerlei Hemmung, derart sanfte Anregungen für einen maß- und sinnvolleren Umgang mit Fleisch zu Befehlen eines übergeschnappten Diktators aufzublasen, der den Leuten mit Verboten in ihre Mahlzeiten hineinregiert.
Anstatt solchen Unfug zurückzuweisen und die vermeintlichen FreiheitskämpferInnen als Lügenbolde zu entlarven, bekamen es die Grünen mit der Angst zu tun. Noch deutlich vor dem Wahltag im September kippte Kretschmanns Haltung höchstpersönlich: "So nervt man die Leute." In der Folgezeit fiel er mit einer Strategie auf, die von der Sorge geprägt wird, grüne Politik könne den Leuten zu viel zumuten.
Dementsprechend will der Ministerpräsident am vergangenen Samstag im Stuttgarter IHK-Gebäude, umringt von ein paar BürgerInnen, beim Thema Klimaschutz Zuversicht verbreiten und eher dezente Appelle loswerden. "Die Grünen müssen sich einfach mehr trauen", sagt dagegen eine Frau. "Wer was erreichen will, braucht Mehrheiten", antwortet der Ministerpräsident freundlich, aber bestimmt.
Kretschmann will "ambitionierter werden"
Wirklich mit gutem Beispiel konnte das Land bisher in der Sache nicht vorangehen. Im Gegenteil: Aus der Zwischenbilanz des IEKK ergibt sich, dass mit 91 Prozent der größte Teil der Maßnahmen zwar umgesetzt ist; nach einem vorläufigen Tiefstand 2014 steigt die Umweltbelastung aber wieder. "Insbesondere die Emissionen des Verkehrssektors, der mit einem Anteil von etwa 30 Prozent inzwischen dominierenden Treibhausgasemissionsquelle, sind gegenüber 1990 aufgrund einer deutlichen Zunahme des Verkehrsaufkommens um elf Prozentpunkte gestiegen", schreibt Minister Untersteller im jüngsten Monitoring-Bericht. Der zum Erreichen des gesteckten Ziels in 2020 zu erbringende Minderungsbeitrag des Verkehrs belaufe sich aber auf 32,6 Prozent beziehungsweise 7,6 Millionen Tonnen.
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