Aktuell, ein halbes Jahr nach dem unfreiwilligen Abgang des Duos und mitten in der Aufarbeitung der Daten-Affäre, machen viele Unterlagen die Runde. Auch, weil in diesen Tagen die interne Kontrollkommission damit beschäftigt ist, die bisher politisch nicht einmal im Ansatz aufgearbeiteten Vorgänge rund um die widerrechtliche Weitergabe von Daten, doch noch zu entwirren. Und Stefan Brink, Landesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit, ist ebenfalls weiterhin damit befasst. Seiner Behörde gehe "viel Material" zu, sagt er, darunter seien "manche Doubletten, manches ist neu", und ohnehin wird jeder Einzelfall "auf neue Ansatzpunkte" geprüft.
Einer der Vorgänge und vermutlich nicht der letzte, der öffentlich wird, spielt im März 2010. Spätestens seit diesem Zeitpunkt hatte Boos ihren Ruf weg in jenen Kreisen bei den Jusos und in der SPD, die den linken Flügel so klein wie irgend möglich halten wollten. Schon einmal war intern und heftig über eine Weitergabe von Mitgliederdaten diskutiert worden, fünf Jahre nachdem sich die Bundespartei dazu eine neue Satzung gegeben hatte. In ihrer Eigenschaft als Landesausschusspräsidin der Südwest-Jusos und damit zuständig für die Kontrolle des Landesvorstandes wandte sich Boos an die SPD-Zentrale im Berliner Willy-Brandt-Haus, weil Beschwerden über den Umgang mit Mitgliederdaten von Juso-Kreisverbänden laut geworden waren.
Kontrollfunktionen sollen nicht zu sehr strapaziert werden
Die Antwort aus dem Bundesvorstand macht deutlich, dass nach dieser Satzungsreform die jeweilige Arbeitsgemeinschaft der SPD – darunter fallen auch die Jusos – ein Nutzungsrecht allein bei den eigenen Mitgliederdaten haben, nicht aber bei denen der Gesamtpartei. Seltsam lax ist allerdings diese Erläuterung: Weil die Regelung zu Schwierigkeiten "in der praktischen Parteiarbeit" geführt hätten, gebe es eine "Auslegungsanmerkung", die den Zugriff doch billigte.
Boos lässt trotzdem nicht locker und wendet sich unter anderem an den damaligen Juso-Geschäftsführer Klaus Eckert, später Bürochef von SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel und heute im Umweltministerium tätig. Der stellt klar, dass "eine Weitergabe von ganzen Kreisverbands-Datensätzen an Landesvorstandsmitglieder – sowie Jusos allgemein – von ihm nicht erfolgt ist". Wer den Satz mit der Betonung auf dem Wörtchen "ganzen" liest, muss sich an die aktuelle Affäre erinnert fühlen. Außerdem hatte Boos Kontakt zu Sven Hassler aufgenommen, damals Juso-Chef in Heidenheim, und gerügt, dass mit Mitgliedertelefonnummern agiert worden sei, die gar nicht hätten weitergeben werden dürfen.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!