Kehl im Winter 2005: "Wir brauchen einen politischen Neubeginn", sagt Ute Vogt strahlend in Mikrophone und Kameras. Die Wieslocher Juristin möchte im CDU-Stammland Baden-Württemberg Ministerpräsidentin werden. Sie hat sich vorgenommen, das Überraschungsergebnis von 2001 – der einzige positive Ausreißer in der Talfahrt der SPD seit 1972 – von 33,3 Prozent noch einmal zu toppen. An ihrer Seite steht ein junger Schlacks im braunen Anzug, Lars Castellucci, der Kreisvorsitzende der SPD in Rhein-Neckar. Vogt präsentiert ihn als Kommunikationsexperten, als erfolgreichen Gemeinderat, als "Gesicht der Veränderung".
Seither hat Castellucci drei Landesvorsitzenden als Vize zur Seite gestanden: nach der glücklosen Vogt, die wieder in den Bundestag zurückgekehrt ist, auch Nils Schmid und seit 2016 zwei Jahre Leni Breymaier. Bei der Bekanntgabe seiner ersten Kandidatur verspricht Castellucci, das "Ruder herumreißen" zu wollen, "damit es wieder vorwärts geht".
Das Ruder herumreißen, immer und immer wieder
Das hat bekanntermaßen nicht geklappt. Nur ein Jahr nach Kehl verloren Vogt und ihr Team bei den Landtagswahlen 8,1 Prozentpunkte, 2011 unter Nils Schmid waren es nochmals 2,1 und im März 2016 dann das Desaster aus der Regierung heraus mit einem Minus von 10,4 Prozentpunkten. 2005, als der promovierte Professor für Nachhaltiges Management an einer privaten Mannheimer Hochschule erstmals Vize des Landesverbands wurde, hatten laut Statistischem Landesamt eineinhalb Millionen Baden-WürttembergerInnen rot gewählt. Elf Jahre später, im März 2016, war es mit 680 000 noch knapp die Hälfte. Und bei der Bundestagswahl 2017, bei der die Spitzenkandidatin Breymaier ein Minus von 4,2 Punkten einfuhr, gaben immerhin noch eine knappe Million WählerInnen der SPD ihre Zweitstimme.
10 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 22.10.2018Nicht bis in den Ursprung sogleich, also in das 19. Jahrhundert, in dem die [b]SPD’ler[/b] _ihren_ Ursprung…