Damals hat Pantisano ein Facebook-Posting verfasst, am 6. Januar, kurz nach der Kölner Silvesternacht. Halb Deutschland hyperventilierte und neben vielen anderen empörte sich auch der frühere Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der Hans-Georg Maaßen zum Chef des Verfassungsschutz machte. Er schwadronierte im Duktus der AfD etwas von einem "Schweigekartell" und von "Nachrichtensperren", denen insbesondere die öffentlich-rechtlichen Medien ausgesetzt seien. Währenddessen wüteten Kommentatoren in bürgerlich-konservativen bis rechtsradikalen Publikationen gegen eine "Kuscheljustiz", wetterten gegen "falsche Toleranz" und riefen dazu auf, die politische Korrektheit endlich zu entsorgen. Pantisano schrieb damals auf Facebook von einem Wendepunkt, "der in Deutschland Rassismus gesellschaftsfähig hat werden lassen". Seitdem ist die Republik weit nach rechts gerückt.
Übel beschimpft und bedroht
Pantisanos Posting machte die Runde und die meisten Rückmeldungen waren positiv. Doch von Unbekannten folgten bald private Nachrichten wie: "Ich würde dich gerne als dreckigen Nuttensohn und als personifizierte Scheiße betiteln und dich lebendig verbrennen." Zuerst nahm Pantisano das auf die leichte Schulter, Idioten gibt es eben überall. Dann veröffentlichten Rassisten seine Privatadresse in Facebook-Kommentarspalten und kündigten Besuche an. "Ich würde dich ja lieber vergasen, aber Auschwitz liegt leider in Polen. Ist mir zu weit weg", schrieb einer. Da hörte der Spaß dann auf.
Pantisano meldete die Hassbotschaften dem Staatsschutz. Die Ermittlungen verliefen im Sande und die Behörde sah zwar keinen Grund für einen Personenschutz, vermittelte Pantisano aber eine Kontaktperson, bei der er sich in künftigen Fällen direkt melden könne. Und tatsächlich ließ der nächste Fall nicht lange auf sich warten.
Pantisano arbeitet als Pressereferent für den Vorsitzenden der Linkspartei, Bernd Riexinger, und war im Vorfeld der Landtagswahlen in Baden-Württemberg zu Gast im Studio beim SWR, wo die Spitzenkandidaten der größeren Parteien miteinander diskutieren sollten. Ganz im Sinne der Ästhetik arrangierte der Sender die Gäste so, dass sie ein schönes Bild abgaben, und am Ende stand Pantisano weit vorne - und direkt hinter Jörg Meuthen von der AfD.
"Da konnte ich nicht ruhig bleiben", erzählt Pantisano. Immer wenn er zusammen mit einem redenden Meuthen im Bild war, schüttelte er traurig den Kopf oder verzog angeekelt das Gesicht. Das brachte die AfD-Anhänger vor den Fernsehgeräten offenbar zur Weißglut. Sie kübelten die Kommentarspalten auf Facebook voll mit wüsten Pöbeleien und kühnen Theorien. Dass da ein Verwandter von Kretschmann vor der Kamera positioniert wurde, mutmaßten manche, vielleicht, weil Pantisano einen grünen Pulli trug. Als dann auch noch jemand enthüllte, dass der Mann für die Linke arbeitete, war für die Facebook-Detektive endgültig klar: Hier liegt eine Verschwörung vor, die Aktion musste von langer Hand geplant gewesen sein mit dem Ziel, die AfD zu diskreditieren, und wahrscheinlich hatte auch die Kanzlerin ihre Finger im Spiel.
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peta stone
am 07.12.2018