Ein "Liederabend" der besonderen Art fand vor wenigen Tagen an der 1934 vom NS-Reichsarbeitsdienst errichteten Freilichtbühne "Thingstätte" in der nordbadischen Universitätsstadt Heidelberg statt. Aufgespielt an der einstigen Freilichtanlage für NS-Veranstaltungen auf dem vermeintlichen "germanischen Kultplatz" Heiligenberg wurde von einem "lokalen Kameraden". "Einzig einige Staatsschützer in zivil, die vom Treffpunkt aus einem Auto folgten (aber bald den Anschluss verloren), erinnerten das der ruhige Schein trügt und riefen wieder einmal ins Gedächtnis, in welchen Zeiten wir leben" (Fehler im Original), heißt es in einem Neonazi-Szenebericht. Die Einnahmen des Abends sollen "Kameraden" zugute kommen, "die Opfer staatlicher und nicht-staatlicher Repression wurden." Organisiert wurde der nicht angemeldete und extrem konspirativ ausgerichtete "Liederabend" von der neonazistischen Kleinstpartei "Der dritte Weg".
Gegründet wurde die Partei von einem "Dutzend Aktivisten" am 28. September 2013 in Heidelberg. "Der dritte Weg" versteht sich als Alternative zur NPD und vertritt einen ausgeprägten neonationalsozialistischen Kurs. Verwendet wird ein Symbol kombiniert mit einem Zahnradkranz, der in ähnlicher Form in der NS-Zeit Kennzeichen der NSDAP-Organisation "Deutsche Arbeitsfront" (DAF) war.
Im aktuellen Verfassungsschutzbericht des Landes Baden-Württemberg wird über die Parteineugründung nicht informiert. Verfassungsschutzberichte anderer Bundesländer wie Bayern, Hamburg und Rheinland-Pfalz hingegen berichteten recht ausführlich über die Neonazipartei.
"Der dritte Weg" versteht sich als "wahlpolitische Alternative", die "auch auf der Straße ihre politischen Ansichten vertreten" will. Der politische Schwerpunkt ist das Thema Asyl. Seit ihrer ersten Anti-Asyl-Demonstration am 4. Oktober 2013 im rheinland-pfälzischen Schifferstadt marschiert die Partei immer wieder gegen Flüchtlingseinrichtungen auf. "Ausländerbanden" haben Großstädte "flächendeckend geradezu okkupiert", heißt es in einem ihrer rassistischen Hetzartikel. Für nationale Straßenkämpfer hat die Neonazipartei Aufkleber wie "Kriminelle Ausländer raus!" oder "Asylflut stoppen!" drucken lassen.
5 Kommentare verfügbar
Dietmar Müller
am 22.08.2014Dies hängt…