Die aktuell absehbare Zeitplanung als realistisch unterstellt, wird die Bauzeit für den BER-Airport am Ende bei gut 12 Jahren liegen. Ursprünglich sollten es fünf Jahre sein. Allerdings ruhten beim Berliner Airport die Bauarbeiten mehr als ein Jahr. Am Ende wird sich die reale Bauzeit im Abgleich mit der ursprünglich geplanten mehr als verdoppelt haben.
Als Kosten wurden ursprünglich 1,7 Milliarden Euro veranschlagt. Im Sommer 2017 werden mit Gesamtkosten in Höhe von 6,5 Milliarden Euro gerechnet. Es könnten sicher auch sieben Milliarden werden. Es kommt demnach zu einer Verteuerung um rund das Vierfache. Damit übertrumpft das Berliner Großprojekt hinsichtlich Bauzeitverlängerung und Kostensteigerung den Hamburger Konkurrenten.
Stuttgart 21 – das Monster unter den Großprojekten
Als im Sommer 2016 neue Gutachten dokumentierten, dass es frühestens 2022 eine Inbetriebnahme von Stuttgart 21 geben wird, und dass der Bundesrechnungshof von einer drastischen Steigerung der Baukosten ausgeht, reagierten der Vorstand und der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG nach außen gelassen. Allerdings machten sich im Dezember 2016 der Infrastrukturvorstand Kefer und im Januar 2017 der Bahnchef Grube vom Gleisacker.
Selbst wenn es beim absehbaren Zeitplan bleibt, liegt die Bauzeit für das Projekt Stuttgart 21 am Ende bei gut zwölf Jahren; vorgesehen waren ursprünglich fünf Jahre. Das entspräche bereits rund dem Zweieinhalbfachen der ursprünglich veranschlagten Bauzeit.
Als Kosten für Stuttgart 21 wurden anfangs 2,46 Milliarden Euro genannt. Offiziell geht die Deutsche Bahn AG immer noch von 6,5 Milliarden Euro Baukosten aus. Berücksichtigt man die Mehrkosten, die der Bundesrechnungshof in seinen Prüfberichten aus dem Jahr 2016 aufführt, dann liegen die Projektkosten am Ende bei 10 Milliarden Euro. Damit lägen die S-21-Kosten bei mehr als dem Vierfachen der ursprünglich kommunizierten Baukosten. Also liegt das Stuttgarter Großprojekt bei der Kostensteigerung leicht über dem Niveau des Berliner Flughafen-Projekts.
11 Kommentare verfügbar
Manfred Fischer
am 14.07.2017"Zusammenfassend stellen wir fest, dass trotz Maßnahmen zur Minimierung von
Wasserzutritten das Quellen des Anhydrits nicht mit absoluter Sicherheit vermieden
werden kann. Erfahrungsgemäß kann das Quellvermögen des Gebirges die
Gebrauchstauglichkeit eines Tunnels selbst dann gefährden, wenn das Innengewölbe
ausreichend tragsicher ist und dem Quelldruck standhält. Für dieses Problem gibt es
unseres Erachtens gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft keine gesicherte
bautechnische Lösung, welche die im Ingenieurbau üblichen Anforderungen bezüglich
Lebensdauer und Unterhalt mit der üblichen Zuverlässigkeit und ohne Risiken erfüllen
würde. Der Bauherr muss sich bewusst sein, dass bei jedem Tunnel im Anhydrit inhärent
ein im Ingenieurbau unüblich großes Risiko für die Betriebstauglichkeit besteht. Insofern
erachten wir die diesbezügliche Problemerfassung als nicht ausreichend und verweisen
auf die oben genannten von uns identifizierten Anhydrit-Risiken.
Wir stellen zudem fest, dass die ausschließliche Abstützung auf einen einzigen Experten
für die Beurteilung der höchst komplexen Anhydrit-Problematik hinterfragt werden muss.
Ein für diesen Sachverhalt einberufener und von der PSU ausgewählter Beirat,
zusammengesetzt aus mehreren internationalen Experten, hätte für ein derartiges
Vorhaben eine breitere Basis bilden können."
Bis heute hat der Bahnaufsichtsrat dazu noch nicht Stellung bezogen!
Anton Blum
am 14.07.2017Charlotte Rath
am 12.07.2017S 21 wird Stuttgart auch in den nächsten Jahrzehnten den Titel als Stau- und Feinstaubhauptstadt sichern, weil es Kapazitätsreserven des öffentlichen Nahverkehrs kannibalisiert.
S 21 wird die Zahl der Flugreisenden erhöhen.
S 21 trägt mit den einhergehenden Aufsiedlungen zu einer noch stärkeren Wärmebelastung in der Stuttgarter Innenstadt bei.
Dank S 21 kam auch die Planung anderer Bahnprojekte (z. B. Rheintal, Elektrifizierung Gäubahn) lange Zeit nicht voran.
Zudem wird S 21 - wie der Kölner Dom - nie ganz fertig werden, dafür sorgen die darin enthaltenen Tunnelkilometer. Schade, dass die vielen S 21-Röhren nicht ganz so hübsch anzuschauen sind wie der Dom. Hat sich darum die DB AG als Maskottchen einen nahezu blinden Maulwurf zugelegt?
Schwa be
am 13.07.2017Ein besonderes Dankeschön diesmal für den Vergleich mit dem nahezu blinden Maskottchen der DB-AG :-)
Josef Zimmermann
am 12.07.2017Davon abgesehen, dass der Autor vollkommen falsche Zahlen nennt:
Will der Autor tatsächlich den Bau eines Hauses mit der Neuordnung eines riesigen Bahnknotens vergleichen? Satire oder Ernst?
Warum nicht den Umbau des Theaterhauses oder des Botnanger Kindergartens? Das wäre noch deutlicher gewesen.
Zu S21. Ich habe den Rindruck, dass keiner in der Redaktionsstube weiß was da in Stuttgart gebaut wird. Man ist mit einer fundamentalen Grundhaltung einfach dermaßen dagegen, dass man sich aus Angst, von den Kollegen erwischt zu werden, nicht ins Turmforum traut.
Ich helfe dem Informationsdefizit etwas nach:
S21, das ist nicht ein Bahnhof. S21 das sind vier Bahnhöfe. Das ist die Neuordnung des gesamten Bahnknotens einer der wirtschaftsstärksten Regionen dieses Planetens. S21 schafft riesige Flächen zur Stadtentwicklung. S21.... ach was solls... Ist sowieso kein Intetesse da.
Zu den Zahlen: Die Kosten von S21 wurden beim Volksentscheid auf ca. 4,5 Mrd Euro benannt. Heute geht man von 6,5 aus. Das ist für Projekte der öffentlichen Hand eine moderate Kostensteigerung von weniger als 50%
Die Elphie sollte am Anfang 186 Mio kosten. Am Ende waren es derer 866. Das ist eine Kostensteigerung von 466%.
Ihr hättet doch den Botnanger Kindergarten als Vergleich nehmen sollen ;-)
Herbert Grahl
am 12.07.2017Herr Wolf ist übrigens ein ausgewiesener Bahnkenner.
Bernd Oehler
am 12.07.2017Als Ort der Übergabefeier kommt zweifellos ein Botnanger Kindergarten in Frage.
Hartmut Hendrich
am 12.07.2017Albern wird es, wenn den Redakteuren zur Wissensvermittlung der Besuch des Turmforums empfohlen wird. Dass ein solcher Besuch zu Peinlichkeiten führen könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Vergleichbar etwa, beim Kauf einer Bild-Zeitung gesehen zu werden. Mit der dortigen Propagandashow hat man vor Jahren so manchen, nicht nur Naiven, aber meist nur oberflächlich Interessierten, vom großartigen Nutzen dieses Projektes überzeugen können. Nach vielem, was inzwischen bekannt geworden und nicht mehr geleugnet werden kann, ist die dort abgezogene Show doch wirklich nur noch peinlich.
M. Stocker
am 12.07.2017Übrigens zu den Kosten: 2008 hatte der Bundesrechnungshof schon ermittelt, dass S21 bis zu 5,6 Mrd. kosten könne. Helle Empörung bei den reaktionären Dyskalkylikern (fast) aller Parteien, hatten wir damals. Was wären wir heute froh, wenn die Voraussage des BRH nicht ganz so optimistisch gewesen wäre. Aber 10 Mrd. für einen schwachsinnigen Minderleistermurks, nach der chronisch zu optimistischen Warnung des BRH, oder auch nur 6.5 Mrd., wenn sich der ewige Zweckoptimismus der Projektgläubigen auch nur einmal verwirklichen würde: trotzdem ist jeder einzelne Euro rausgeschmissenes Geld.
Bei S21 übrigens anders als bei Elfie und Berlin-Brandenburg: mit vollem Vorsatz, also richtiges organisiertes Verbrechen. Nicht nur mit den üblichen Zutaten Dummheit, Unfähigkeit und maßlose Selbstüberschätzung von Politikern.
Andrea H.
am 12.07.2017Karl Heinz Siber
am 12.07.2017