Jallows Verein ist einer von zwei Initiatoren von Stuttgart laufd nai. Die Stuttgarter Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus ist der andere. Jallow und ihre Initiativen-Kollegen Christoph Ozasek (Linke) und Luigi Pantisano (SÖS) wollen zeigen, warum sie tun, was sie tun. "Eigentlich muss man sich das vor Ort angucken", hatte Ozasek am Telefon gesagt. Also los Richtung Rotebühlplatz.
Nachhaltige Mobilität statt teurer Tunnels
Seit März dieses Jahres gibt es die Initiative mit dem drolligen Namen, der – wie Ozasek versichert – gerade bei jungen Menschen gut ankomme. Der 27-jährige Stadtrat hatte im Gemeinderat bei Verkehrsfragen immer stärker das Gefühl, "dass hier was ganz grundsätzlich schiefläuft. Statt Mobilität endlich nachhaltig zu denken, werden weitere, hunderte Millionen teure Tunnelvorhaben diskutiert." Wie sein Fraktionskollege Pantisano war er sich sicher: "Die Bürger sind da viel weiter." Deshalb will das Bündnis die Landeshauptstadt nun per Bürgerbegehren in die stadtplanerische Zukunft katapultieren: mit einer Fußgängerzone auf dem gesamten Gebiet innerhalb des Cityrings, ergänzt um gut ausgebaute Radrouten und eine verbesserte ÖPNV-Anbindung. Der Cityring zwischen B 14 und B 27(a) von Paulinenbrücke bis Arnulf-Klett-Platz soll nach Fertigstellung des Tiefbahnhofs bis zur Wolframstraße in Stuttgart-Nord reichen – und umfasst dann eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern.
"Natürlich kann man in der Innenstadt den Autos Raum wegnehmen", sagt Pantisano. New York hat es 2009 mit dem Times Square vorgemacht. Der befürchtete Verkehrskollaps blieb aus, ruckzuck machten sich die Menschen die Straße mit Liegestühlen zu eigen. Pantisanos Art zu reden wirkt, als wolle er selbst diesen Raum einnehmen. Der Mann mit den wilden Locken spricht laut und gestikuliert, zeigt auf schwere LKWs, Falschparker, Schilderwaldschilder und ist ganz in seinem Element.
Wir haben den Rotebühlplatz überquert und stehen vorm Galeria-Kaufhaus-Gebäude an der Fußgängerampel über die Steinstraße. Dort, wo drei Spuren Eberhardstraße auf fünf Spuren Torstraße treffen. Man steht an dieser Ampel nicht eben kurz. "Die silberne Limousine war gerade eben schon mal hier", sagt Jallow, "die suchen garantiert auch nur einen günstigen Parkplatz." Für ihr Projekt haben die Initiatoren in den vergangenen Monaten fleißig Unterstützer gesammelt: 21 Organisationen tragen das ambitionierte Vorhaben inzwischen mit. Darunter die Anstifter, die Bürgerinitiative Neckartor, der ADFC, Pro Bahn und der BUND. Dessen Stuttgarter Kreisvorsitzende Clarissa Seitz sitzt für die Grünen im Gemeinderat. Ob ihre Partei die Pläne von Stuttgart laufd nai unterstützt, soll auf der Kreismitgliederversammlung am 22. Juni entschieden werden. Seitz ist jedenfalls zuversichtlich.
3 Kommentare verfügbar
Charlotte Rath
am 08.06.2017Hans-Ulrich Agster
am 07.06.2017so wie die Stuttgarter 2011 das Projekt Stuttgart 21 mehrheitlich NICHT abgelehnt haben, werden sie auch einer autofreien Innenstadt NICHT zustimmen.
Wie soll man denn die schönen Sachen, die man jetzt im Dorotheenquartier kaufen kann, nach Hause transportieren? Mit dem Fahrrad? Haha...
Der Verkehr muss erst völlig kollabieren ehe etwas passiert...also fahrt einfach rein, sucht Parkplätze, findet sie vielleicht, fahrt wieder raus...es geht ja noch, irgendwie.
Wir müssen leider noch warten, aber es wird schon, irgendwann...
Lea Weber
am 07.06.2017