In einer offenkundigen Selbstbeschreibung inszeniert sich der Verlag als Vertreter "der historischen und zeitgeschichtlichen Wahrheit": "Von seiner Gründung im Frühjahr 1983 an nimmt der Ahriman-Verlag eine Monopolstellung ein: Alles, was nach Hitler und Stalin, Adenauer und den Brandt'schen Berufsverboten begraben oder in zahnlos-pervertierten Phrasen zerredet wurde, gibt es authentisch und in voller Sprengkraft nur bei uns: klassische Psychoanalyse (also die anpassungsfeindliche Wissenschaft Freuds) und unverfälschten Marxismus, kompromißlose Religionskritik und die Darstellung der historischen und zeitgeschichtlichen Wahrheit ohne Zugeständnisse an Mehrheit und Macht."
Das Verlagsprogramm beinhaltet neben den Werken von Mitgliedern der eigenen Gruppe auch Übersetzungen aus dem Ausland. Vorwürfe politisch weit rechts zu stehen, kontert man gerne mit dem Verweis auf die Bücher von jüdischen Autoren oder Shoah-Überlebenden, etwa Bernard Goldstein, einem Anführer des Aufstands im Warschauer Ghetto. Diese Bücher sind in der Regel Übersetzungen, und es ist unklar, ob den Autoren der problematische Charakter des deutschen Verlags bekannt war beziehungsweise ist. Andere Autoren sind bei Ahriman genau richtig, etwa Boris Krljic ("Alexander Dorn"), ein in der Schweiz lebender serbischer Geschichtsrevisionist, der den Genozid an bosnischen Muslimen 1995 in Srebrenica verharmlost.
Den Buchwochen ist das Profil des Verlags "bekannt"
Der Verlag gastiert auf den großen Buchmessen in Leipzig und in Frankfurt ebenso wie auf den kleineren Stuttgarter Buchwochen, wo man im November 2024 vertreten war. Diese werden vom Südwest-Ableger des "Börsenverein des deutschen Buchhandels" organisiert. Auf eine kritische Nachfrage von "Kontext" antwortete Tom Erben, Geschäftsführer des Börsenverein des Deutschen Buchhandels Baden-Württemberg e.V. ausführlich:
"Selbstverständlich ist uns als Veranstalter der Stuttgarter Buchwochen das Profil des Ahrimann (sic!) Verlages bekannt und wir haben ein waches Auge auf alle Publikationen, die bei uns ausgestellt werden. Allerdings sind die Schriften des Ahrimann Verlages nach deutschem Recht nicht verboten – mit der Ausnahme einer Folge der "Ketzerbriefe”, die auf dem Index landete und unverzüglich von uns aus der Ausstellung entfernt wurde. Wir folgen der Einschätzung der Frankfurter Buchmesse, die "jede Form von politischem oder religiösem Extremismus, Rassismus und jede Form von Diskriminierung verurteilt, aufgrund ihrer Monopolstellung als Leitmesse aber dennoch alle Verlage, Dienstleistende, Organisationen und Unternehmen als Aussteller:innen zulässt, die nach deutschem Recht nicht verboten sind."
Bei der Buchmesse Wien sorgte die Teilnahme des Ahriman-Verlags 2019 dagegen für Streitigkeiten. Die Ablehnung einer Lesung durch die Messeleitung führte zu einem schnell gesteigerten aggressiven Ton durch den Verlag und zu Konflikten, so dass die Anmeldung für die Messe 2020 abgelehnt wurde.
Die große Links-Rechts-Verwirrung
Aus dem MRI wurde 1987 der "Bund gegen Anpassung" (BgA). Wie jede dogmatische Gruppe setzt er auf die Verbreitung seiner Gesellschaftsanalyse als alleinigem Heilsweg.
Für Aufregung sorgten Mitglieder des BgA immer wieder, wenn sie auf großen Demonstrationen ihre Flugblätter verteilten. Etwa auf Demonstrationen gegen den zweiten Golfkrieg (1991, mit einer Stellungnahme für Saddam Hussein), gegen den Kosovo-Krieg (1999) oder gegen das Freihandelsabkommen TTIP (2015). Die verteilten Flyer sind inhaltlich sprunghaft und für Gruppen-Außenstehende und Jüngere oft nicht verständlich. Etwa der Bezug auf die Berufsverbote gegen Linke unter dem SPD-Kanzler Willy Brandt. Mutmaßlich stammen die Texte aus der Feder von Hoevels selbst. Der Ton ist jedenfalls sehr ähnlich.
Interessanterweise benutzt der BgA weiterhin Hammer und Sichel als Emblem und bezieht sich neben Reich bis heute auf Lenin und Trotzki. Ein Vortrag, den Hoevels 2018 gehalten hat, trägt den Titel "Die Rechts/Links-Verwirrung". Hoevels wirft darin Linken vor, nur "Pseudo-Linke" zu sein. Seiner Meinung nach sei die Antifa "knallerechts" und "die SA des internationalen US-Kapitals und seiner Kolonialregierungen". Antifaschisten seien "die echten Faschisten unserer Zeit". Zwar kritisiert er auch die Neue Rechte für ihren "beschränkte[n] Nationalismus", aber immerhin sei diese diskussionsbereit.
Da ist eine Annäherung an die extreme Rechte nur folgerichtig. Doch es geht um mehr als nur eine fehlende Abgrenzung gegen rechts. Der BgA teilt auch Ideologie-Bestandteile mit der extremen Rechten: Antiamerikanismus, Antifeminismus, Autoritarismus und Verschwörungsdenken. Auch den Rassismus der extremen Rechten gegenüber Geflüchteten hat man offenkundig adaptiert. So trägt ein BgA-Flugblatt vom 6. November 2018 die Überschrift: "Solidarität mit den Opfern der eingeschleusten Vergewaltiger und Mörder, Solidarität mit der AfD! Falsche Flüchtlinge raus!" Und während der Corona-Pandemie stimmte man mit in den Chor der Pandemie-Leugner:innen ein.
Alles Positionen, die in der extremen Rechten für Sympathien sorgen. Andererseits dürften Elemente wie der Antiklerikalismus, eine liberale Sexualmoral oder die Hammer-und-Sichel-Symbolik die extreme Rechte kaum ansprechen. Trotzdem hat sich der BgA beziehungsweise der Ahriman-Verlag der extremen Rechten seit den 1990er-Jahren angenähert, und inzwischen bestehen vielfältige Berührungspunkte .
Spätestens ab 1997 warb man für den "Ahriman-Verlag" oder die "Ketzerbriefe" in extrem rechten Print- und Online-Publikationen wie der "Jungen Freiheit", "Krautzone", "Compact", "Cato" oder "Zuerst". Und im vergangenen Jahr solidarisierte man sich mit "Compact", als dieses im Juli von staatlicher Repression und einem kurzzeitigen Verbot betroffen war.
Auch öffentlich gibt es offenbar wenig Berührungsängste. Als am 17. April 2023 in Bruchsal eine Veranstaltung der rechten Wählervereinigung "Aufbruch Bruchsal" zum Thema "Ukraine – Krieg oder Frieden" stattfand, saß Ahriman-Autor Peter Priskil zusammen mit Florian Pfaff (Sprecher der AG Frieden der Querdenken-Partei "Die Basis") und Tobias Dammert (AfD) auf dem Podium.
Innerhalb des extrem rechten Netzwerks ist die Post-K-Gruppe zwar auffällig und verfügt über Kontakte. Sie ist aber durch ihre Sonderideologie und den eigenwilligen Stil eher ein Außenseiter und kein besonders wichtiger Knotenpunkt. Mit der politischen Linken hat die Gruppe dagegen bereits in den 1980er-Jahren nachhaltig gebrochen.
2 Kommentare verfügbar
Patrick Brauns, Konstanz
vor 1 WocheNur die Zuordnung zu den "K-Gruppen" passt gar nicht! Das hätte jemand gegenlesen sollen, der die Zeit noch erlebt hat. Die…